Ein Pes cavus, auch Pes excavatus oder Hohlfuß genannt, ist eine Fußfehlstellung. Hierbei ist der Fuß stark gewölbt und der Fußspann, also die Oberseite des Fußes überdurchschnittlich ausgeprägt. Zudem sind die kleinen Fußmuskeln verkürzt, was den gesamten Fuß kürzer macht. Der Pes cavus kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden und ist das Gegenteil des Plattfußes. Ein Hohlfuß kann beidseitig auftreten.
In vielen Fällen lässt sich der Hohlfuß konservativ behandeln, bei einigen Betroffenen ist eine Operation notwendig.
Das Fußlängsgewölbe ist bei dieser Fehlstellung krankhaft, meist durch eine Dysbalance der Fußmuskulatur, verändert. Der Fuß wird dadurch nach oben gewölbt und es entsteht ein Hohlraum an der Unterseite.
Warum es zu dieser Deformation kommt, ist nicht bei allen Patienten bekannt – dann wird sie als idiopathisch bezeichnet. In anderen Fällen kann der Hohlfuß im Laufe des Lebens erworben sein. Seltener ist die angeborene Form, die weitervererbt wird.
Häufigste Ursache sind Schäden und Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur. Nerven und Muskeln sind dabei in einer Dysbalance. Die richtige Aktivität der Fußmuskeln hält die Form des Fußgewölbes stabil. Aus einer geringen Schwächung von kleinen Fußmuskeln kann sich bereits im Laufe der Zeit eine Fehlstellung entwickeln. Eine neuromuskuläre Ursache, bei der ein Hohlfuß charakteristisch ist, ist die neurale Muskelatrophie (HSMN I). Eine weitere mögliche Ursache ist die Friedrich-Ataxie, eine Erkrankung mit Muskelatrophie (Schwund), bei der Teile des ZNS (zentralen Nervensystems) zerstört wurden. Ebenfalls kann eine Kinderlähmung (Poliomyelitis) oder eine Entzündung der Nerven (Polyneuritis) für den Hohlfuß verantwortlich sein.
Auslöser können auch Schuhe mit zu hohen Absätzen sein, welche bei dauerhaftem Tragen die Füße verformen. Ungeeignete Schuhe können eine bestehende Fußfehlstellung zudem verschlechtern.
Nach Verletzungen (Muskel- und Sehnenverletzungen, Knochenbrüche) kann bei Betroffenen ebenfalls ein Hohlfuß vorliegen. Einige Betroffene haben außerdem nach einer Klumpfuß-Behandlung einen Hohlfuß.
Der Hohlfuß ist meist unschwer äußerlich zu erkennen. Der Fuß ist klein, gedrungen und dadurch verkürzt. Der Fußrücken ist stark nach oben gewölbt und Druckstellen zeichnen sich am Fußrücken ab. Auch die Zehen sind betroffen und können am ersten und fünften Mittelfußknochen Schwielen und Geschwüre haben, was auf die vermehrte mechanische Beanspruchung zurückzuführen ist. Die Zehen nehmen als Folge der Fußverformung häufig eine Krallenstellung ein. Eine vermehrte Hornhaut an der Außenseite und mitunter an der Innenseite des betroffenen Fußes und Schmerzen an diesen Stellen zeigen, dass vor allem hier eine Überbelastung beim Gehen, Stehen oder Laufen stattfindet. Die Plantarsehne (Sehne unter der Fußsohle) ist gereizt und zusammengezogen.
Schmerzen können vorhanden sein, häufig haben Patienten jedoch keine Beschwerden. Bei vielen, gerade in jüngerem Alter, besteht ein erhöhter Fuß ohne Krankheitswert. Ein zu hohes Gewölbe des Fußes wie beim Hohlfuß fällt oft beim Anziehen oder Anprobieren von Schuhen auf.
Der Fuß und die involvierten Gelenke werden durch die erhöhte Spannung der Sehnen weniger beweglich. Eine Schonhaltung kann schließlich das Gangbild verändern und zu Problemen im gesamten Stütz- und Bewegungsapparat führen. Verstauchungen und Knochenbrüche treten vermehrt bei Patienten mit einem Hohlfuß auf und sind das Resultat der Instabilität des Fußes.
Charakteristische Folge ist auch eine O-Stellung (Varusstellung) des Fersenbeins. Das kann zu weiteren Problemen wie Schmerzen, Bänderschäden oder Knochenanbauten (Haglund-Exostose) führen.
Bei der Erkrankung werden unter anderem Ballenhohlfuß und Hackenhohlfuß unterschieden. Während beim Ballenhohlfuß der Ballen (Vorfuß in der Nähe der Großzehe) steil steht, ist es beim Hackenhohlfuß das Fersenbein. Die Beschwerden zeigen sich dann daher mehr am Ballen beziehungsweise im Fersenbereich.
Die charakteristische Erscheinung eines Hohlfußes trägt maßgeblich zur Diagnose bei. Ist der Hohlfuß angeboren, bemerken häufig die Eltern die Fußfehlstellung ihres Kindes und suchen einen Arzt auf. In der Anamnese (dem Untersuchungsgespräch) erkundigt sich der Arzt nach möglichen Ursachen wie vorherigen Verletzungen oder Erkrankungen.
Barfuß wird der Patient untersucht. Ist der Fußinnenrand mehr als zwei Zentimeter nach oben gewölbt, liegt ein Hohlfuß vor. Das Gangbild und die Beweglichkeit der Gelenke werden beurteilt. Der gemessene Fußabdruck (Podometrie) ist wichtig, um besondere Belastungspunkte festzustellen.
Ein Röntgenbild, seitlich aufgenommen, zeigt deutlich die Fußlängswölbung. Um festzustellen, inwieweit sich die Erkrankung bereits auf weitere Gelenke und den Bewegungsapparat ausgewirkt hat, kann ein MRT von der Wirbelsäule gemacht werden. Eine neurologische Untersuchung kann erfolgen, um Veränderungen des Nervensystems zu ermitteln. Dies ist gerade dann notwendig, wenn ein Hohlfuß innerhalb kurzer Zeit entstanden ist.
Ein Hohlfuß ist äußerlich meist eindeutig als solcher zu erkennen. Jedoch können verschiedene Vorerkrankungen einen Hohlfuß verursachen. Eine Aufgabe der Untersuchungen ist es, die Ursache der Fußfehlstellung zu ermitteln. Dies hat Auswirkungen auf die Wahl der richtigen Behandlungsmethode.
Die Behandlung erfolgt individuell und richtet sich nach dem Schweregrad und der Entstehung der Erkrankung.
Am Anfang steht die konservative Behandlung (Behandlung ohne Operation). Auf den jeweiligen Fuß abgestimmte orthopädische Einlagen können bereits zu einer Besserung führen. Sie gleichen die Dysbalance aus und dehnen und verflachen das Fußgewölbe. Einlagen verringern auch Druckstellen und Schmerzen. Nachtschienen können zu einem gewissen Grad zur Korrektur der Fehlstellung beitragen. Mit Physiotherapie und regelmäßigen Dehnungs- und Bewegungsübungen lässt sich der Zustand ebenso bessern. Gegen die Schmerzen können Analgetika, schmerzlindernde Mittel, verschrieben werden.
Erst wenn diese Behandlungsmethoden zu keiner Besserung führen oder der Hohlfuß immer ausgeprägter wird, ist eine Operation notwendig. Dabei kommen verschiedene chirurgische Eingriffe in Frage, die auf den jeweiligen Befund abgestimmt werden. Bei der Osteotomie (Calcaneusosteotomie) wird der Calcaneus (das Fersenbein) durchtrennt und in einer verschobenen Position wieder zusammengefügt.
Eine Arthrodese kann bei einem stark ausgeprägten Hohlfuß in Frage kommen. Hierbei werden Gelenke künstlich versteift, beispielsweise das Gelenk zwischen Sprungbein und Fersenbein.
Das regelmäßige Tragen der individuell angefertigten Einlagen und Schienen ist entscheidend für den Erfolg der konservativen Behandlung. Die Einlagen sollten in den Schuh gelegt werden, der am häufigsten getragen wird. Dies sollte immer ärztlich begleitet und bei einer Veränderung des Fußes angepasst werden. Ein Facharzt für Orthopädie wird den Patienten in regelmäßigen Abständen kontrollieren und entscheiden, wie der weitere Behandlungsplan aussieht.
Der Hohlfuß verläuft bei jedem Patienten anders. Daher kann verallgemeinernd nicht genau gesagt werden, wie die Heilungsaussichten stehen. Je nach Schweregrad empfehlen sich zu verschiedene Therapien, deren Heilung schließlich individuell verläuft. Der behandelnde Arzt kann Patienten im jeweiligen Fall über Behandlungserfolge einer konservativen und operativen Therapie aufklären.
Das Tragen von geeigneten Schuhen, welche den Fuß abpolstern, nicht zu eng oder klein sitzen und der jeweiligen Beanspruchung, wie beispielsweise beim Joggen, angepasst sind, kann einem Hohlfuß vorbeugen. Barfußlaufen auf weichem Boden, wie Rasen, ist ebenfalls gesund für den Fuß.
Sollten Sie Druckstellen und Hühneraugen bemerken oder Schmerzen am Fuß haben, suchen Sie einen Arzt oder Orthopäden auf. Ansonsten muss ein leichter Hohlfuß nicht gleich behandelt werden.
aktualisiert am 10.02.2023