Sarkoidose (Morbus Boeck)

Lesezeit: 6 Min.

Sarkoidose wirkt sich meist auf die Lunge aus

©
Eine Sarkoidose ist eine chronische Erkrankung des Bindegewebes mit Granulombildung, häufig tritt sie in der Lunge auf, kann aber auch andere Organe befallen. Oft sind jüngere Menschen zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr betroffen, eine weitere Risikogruppe sind Frauen zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr.
©
Die genaue Ursache der Sarkoidose ist unbekannt. Durch immunologische Vorgänge im Bindegewebe bilden sich Knötchen aus. Diese Knötchen werden Granulome genannt, sie können praktisch an jeder Körperstelle auftreten und Symptome verursachen. Hauptsächlich kommen sie in Lunge und in den Lymphknoten vor. Vermutlich handelt es sich bei einer Sarkoidose um eine Autoimmunerkrankung.
©
Umweltfaktoren und genetische Faktoren spielen bei der Entstehung einer Sarkoiose eine Rolle. Die Erkrankung tritt häufig in Dänemark, Schweden und in der afroamerikanischen Bevölkerung auf. Dagegen ist sie im Mittelmeerraum oder in den Ländern Afrikas ausgesprochen selten.
©
Es können zwei verschiedene Arten der Sarkoidose unterschieden werden. Die eine Form ist die akute Sarkoidose, auch Löfgren-Syndrom genannt. Sie ist mit etwa 10 Prozent eher selten. Weitaus häufiger, in 90 Prozent der Fälle, tritt die chronische Sarkoidose auf.
©
Die akute Sarkoidose führt zu Beschwerden an den Gelenken, häufig ist das Sprunggelenk betroffen. Das betroffene Gelenk schmerzt und ist geschwollen. Typische Symtome für eine akute Erkrankung sind trockener Husten, Fieber, grippeartige Beschwerden und rötlichen Entzündungsknoten der Haut. Durch den Befall der Lymphknoten im Bereich der Lunge kann es bei Anstrengung zu Atembeschwerden kommen.
©
Eine chronische Sarkoidose beginnt recht langsam, oft wird sie von den Betroffenen zunächst gar nicht bemerkt. In vielen Fällen handelt es sich um einen Zufallsbefund im Zuge einer Untersuchung, häufig wird die Erkrankung bei einer Röntgenuntersuchung der Lunge entdeckt. Husten, das Auftreten erster Entzündungsknötchen und das Anschwellen der Lymphknoten gehören zu den ersten Symptomen.
©
Die Betroffenen können an trockenen Husten und Atemnot leiden, dass sich allmählich verstärkt. An der Haut, häufig an der Vorderseite der Unterschenkel, kann es zu schmerzhaften rötlichen Hautknoten kommen. Die Gelenke schmerzen und es kann durch den Befall der Herzstrukturen zu Herzrhythmusstörungen und Kreislaufbeschwerden kommen.
©
Die entzündlichen Knoten können auch das Gehirn befallen und so neurologische Störungen auslösen. Das Krankheitsgeschehen zieht sich oft über mehrere Jahre hin. Die hauptsächliche Gefahr bei einem sehr langwierigen Verlauf ist ein bindegewebiger Umbau der Lunge, der die Atemfunktion dauerhaft beeinträchtigen kann.
©
Da es zu hohen Calciumwerten im Blut kommt, können Harnsteine auftreten, die mit Nierenkoliken und Schmerzen beim Urinieren einhergehen. Im Inneren der Augen entwickeln sich Entzündungen, die die Regenbogenhaut und die mittlere Augenhaut betreffen.
©
Nach dem Gespräch mit dem Patienten folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Lunge abgehört wird. Besonders wichtig ist eine Röntgenaufnahme der Lunge, in der sich der Befall oft deutlich zeigt. Besteht der Verdacht auf eine Sarkoidose, dann werden eine oder mehrere Gewebeproben genommen.
©
Bei einer Blutuntersuchung sind die Entzündungsparameter deutlich erhöht. Weitere Werte können den Befall von Organen aufzeigen. Mit diverse Untersuchungen wie einem Lungenfunktionstest, einem Elektrokardiogramm und die Untersuchung durch einen Augenarzt, wird der Verlauf der Krankheit dokumentiert.
©
Die Behandlung der Sarkoidose ist individuell. Es ist nicht immer notwendig die Erkrankung mit Medikamenten zu behandeln. In vielen Fällen kommt es von alleine zur Besserung. Bei der medikamentösen Therapie werden Glucocortikoide wie Cortison eingesetzt. Allerdings sollte man aufgrund der Langzeitfolgen mit Cortison bedächtig umgehen und die Nebenwirkungen im Blick behalten.
©
Chronische Erkrankungen schlagen sich oft auf das Gemüt aus, nicht selten leiden Betroffene unter depressiven Verstimmungen. Vielen hilft das Gespräch mit Gleichgesinnten, eine Psychotherapie oder der Austausch in Internetforen. Beschäftigung lenkt oft von den Symptomen ab. besonders das Erlernen von Entspannungstechniken kann helfen, die Krankheit für einige Stunden zu vergessen.
©
Eine akute Sarkoidse vergeht in der Regel nach einigen Monaten wieder. Die chronische Form der Erkrankung kann oft über mehrere Jahre andauern, heilt aber in den meisten Fällen nach drei Jahren wieder aus. Eher selten bleibt die Krankheit länger bestehen und erfordert eine dauerhafte Therapie.

aktualisiert am 29.06.2023

Autoren
V. Kittlas Volker Kittlas
Lektor, Arzt, Medizinredakteur
War dieser Artikel hilfreich?
Bewerten
5 von 5
1 Stimme
TeilenTeilen
Mehr
Arztsuche