Die wesentliche Aufgabe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ist die Abwehr von Infektionserregern. Die Leukozyten sind somit ein entscheidender Teil unseres Immunsystems. Bakterielle Infektion führen dazu, dass mehr Leukozyten produziert werden und die Zahl der Leukozyten erhöht ist. Der Arzt spricht von einer Leukozytose. Bei manchen Infektionen oder Erkrankungen des Blutes oder Knochenmarks ist die Zahl der Leukozyten erniedrigt. Das bezeichnet der Arzt als Leukozytopenie oder Leukopenie. Ein geringer Mangel an weißen Blutkörperchen ist meistens harmlos und reguliert sich von selbst. Ist die Zahl der Leukozyten stark erniedrigt, dann steigt das Risiko ausgeprägter Infektionen.
Eine Leukopenie kann durch zwei Mechanismen verursacht werden:
Eine Leukopenie tritt selten alleine auf. Meistens wird sie begleitet von einem Mangel an Blutplättchen (Thrombopenie) und einer Blutarmut (Anämie).
Eine Leukopenie kann im kleinen Blutbild, bei der die Gesamtzahl der Leukozyten bestimmt wird, festgestellt werden. Ist die Zahl der weißen Blutkörperchen stark erniedrigt, dann wird immer ein großes Blutbild (kleines Blutbild + Differentialblutbild) veranlasst. Während das kleine Blutbild nur die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen angibt, kann am Differentialblutbild ablesen, welche Art der weißen Blutkörperchen erhöht oder erniedrigt ist. Insgesamt gibt es fünf Arten von weißen Blutkörperchen:
Weißes Blutkörperchen | Aussehen |
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Neutrophile Granulozyten | |
Eosinophile Granulozyten | |
Basophile Granulozyten | |
Lymphozyten | |
Monozyten |
Die Granulozyten werden weiter in zwei Untergruppen unterteilt:
Weiße Blutkörperchen | Aufgabe |
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Neutrophile Granulozyten | Die neutrophilen Granulozyten sind die „Polizisten“ der Blutzellen. Sie kümmern sich um die Erstabwehr von Infektionserregern. Sie richten sich insbesondere gegen Bakterien und Pilze. Neutrophile Granulozyten sind in der Lage, Infektionserreger einzuschließen (Fresszellen, Phagozytose) und bekämpfen Infektionserreger durch Freisetzung von Zellstoffen (bakterizid). |
Eosinophile Granulozyten | Eosinophile Granulozyten können Zellstoffe freizusetzen (Exozytose) und auch als Fresszellen Infektionserreger abtöten (Phagozytose). Eine große Rolle spielen sie bei der Bekämpfung von Parasiten. Eosinophile Granulozyten sind ebenso bei allergischen Reaktionen häufig erhöht. |
Basophile Granulozyten | Basophile Granulozyten kommen am seltensten vor. Eine ihrer Aufgaben ist die Immunüberwachung (Vernichtung von Krebserkrankungen im frühen Stadium). Basophile Granulozyten sind in der Lage Histamin freizusetzen und spielen einer Rolle bei der Entstehung von allergischen Reaktionen. Sie locken eosinophile Granulozyten an und bringen diese dazu, Infektionserreger zu bekämpfen. |
Lymphozyten | Lymphozyten sind äußerst spezialisierte Zellen. Sie sind Teil unseres spezifischen (erworbenen) Immunsystems. Die Aktivierung von Lymphozyten ist verzögert. Dafür können sie eingedrungene Fremdkörper sehr gut erkennen. Es werden T-Zellen, B-Zellen und natürliche Killerzellen unterschieden. Wenn sie körperfremde Strukturen (Antigene) erkennen, dann bilden sie Antikörper dagegen. So werden Erreger wie Viren, Bakterien oder Parasiten gezielt bekämpft. Einige Lymphozyten werden zu Gedächtniszellen. Sie bieten dadurch mehrjährigen bis lebenslangen Schutz vor durchgemachten Erkrankungen (immunologisches Gedächtnis). |
Monozyten | Mit 12-20 µm sind Monozyten die größten weißen Blutkörperchen. Monozyten sind Fresszellen unseres Immunsystems. Sie nehmen körperfremdes Material auf und machen es unschädlich. Monozyten findet man vor allem in der Milz, aber auch im Blutkreislauf. Sie sind sowohl Teil der unspezifischen Immunabwehr als auch der spezifischen Immunabwehr. Nach zwei bis drei Tagen wandern sie ins Gewebe ein und werden zu Makrophagen. Als Makrophagen können sie Wochen bis Monate überleben. |
Im Blut befinden sich insgesamt 4000 bis 10.000 weiße Blutkörperchen (Leukozyten) pro Mikroliter. Diese Zahl sagt aus, wie viele Leukozyten sich in einem Mikroliter Blut befinden. Ein Mikroliter ist ein Tausendstel Milliliter. Das bedeutet tausend Mikroliter sind ein Milliliter.
Bei einer Leukopenie ist die Anzahl der weißen Blutkörperchen insgesamt erniedrigt. Sie liegt also über 4.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut.
Der größte Teil der weißen Blutkörperchen sind neutrophile Granulozyten. Die genaue Untersuchung der weißen Blutkörperchen im Differenzialblutbild zeigt folgende Normalwerte:
Weiße Blutkörperchen | pro Mikroliter | in Prozent |
---|---|---|
Segmentkernige neutrophile Granulozyten | 3000-5800/µl | 50-70% |
Stabkernige neutrophile Granulozyten | 150-400/µl | 3-5% |
Basophile Granulozyten | 15-50/µl | 0-1% |
Eosinophile Granulozyten | 50-250/µl | 1-4% |
Monozyten | 285-500/µl | 3-7% |
Lymphozyten | 1500-3000/µl | 25-45% |
Der häufigste Grund für eine Leukopenie ist eine schwere Infektion (Blutvergiftung (Sepsis)).
Es gibt einige Gründe, die zu einem Mangel von weißen Blutkörperchen führen kann. Die häufigsten Gründe, die zu einer Leukopenie führen, sind:
Weiße Blutkörperchen | Wann erniedrigt? |
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Neutrophile Granulozyten (Neutropenie, Neutrozytopenie, Granulozytopenie) | Eine Neutropenie kann angeboren oder erworben sein. Zu wenige neutrophile Granulozyten findet man bei:
Eine Neutropenie ist schwerwiegender, wenn sie von einem Mangel an Monozyten (Monozytopenie) und Lymphozyten (Lymphozytopenie) begleitet wird. Ein schwerer Mangel an neutrophilen Granulozyten (unter 500/µl) wird als Agranulozytose bezeichnet. Eine Neutropenie (zu wenig neutrophile Granulozyten) und eine Basopenie (zu wenig basophile Granulozyten) werden im Blutbild gelegentlich auch festgestellt. Sie spielen diagnostisch eine untergeordnete Rolle. |
Lymphozyten (Lymphopenie, Lymphozytopenie) | Es gibt drei Arten von Lymphozyten: T-Lymphozyten, B-Lymphozyten und natürliche Killerzellen. Zu den häufigsten Ursachen einer Lymphozytopenie gehören: HIV-Infektion, Infektion mit dem Grippe-Virus und Unterernährung, auch durch Fasten. Weitere Ursachen, die einen Mangel an Lymphozyten verursacht, sind:
Ist die Zahl der B-Lymphozyten erniedrigt, kann das die Zahl der bakteriellen Infektionen erhöhen. Ist die Zahl der T-Lymphozyten erniedrigt, hat der Körper größere Schwierigkeiten gegen Viren, Pilze und Parasiten anzukämpfen. |
Monozyten (Monozytopenie) | Ist die Anzahl der Monozyten zu gering, wird das als Monozytopenie bezeichnet. Sie kann verursacht werden durch alle Erkrankungen, die die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen sinken lässt. Das können Infektionen, Chemo- und Strahlentherapien und Knochenmarkserkrankungen sein. Auch bei einer Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) oder bei bestimmten Hauterkrankungen (MonoMac-Syndrom) kann zu einer Monozytopenie führen. Ein alleiniger Mangel an Monozyten kommt selten vor. |
Bei einer Leukopenie ist die Zahl der weißen Blutkörperchen erniedrigt. Die Symptome hängen von der Ursache der Leukopenie ab. Allen gemein ist, dass das Infektionsrisiko ansteigt. Eine ausgeprägte Leukopenie (unter 1000/µl) kann lebensgefährlich sein, weil bereits banale Infektionen nicht abgewehrt werden können. Die Symptome sind auch davon abhängig, ob es sich um eine akute oder chronische Lymphozytopenie handelt.
Symptome, die auftreten können, sind:
Eine Neutropenie vermutet der Arzt, wenn der Patient häufige Infektionen oder Infektionen mit ungewöhnlichen Erregern hat. Hat ein Patient eine Neutropenie mit Fieber oder andere Anzeichen einer Infektion, wird ein Antibiotikum verschrieben. Ist die Ursache nicht erkennbar, dann ist eine Probe des Knochenmarks notwendig.
Ein sehr ausgeprägter Lymphozytenmangel kann ebenfalls zu schweren Infektionen führen.
Stellt der Arzt eine Leukopenie im kleinen Blutbild fest, dann muss er nicht immer nach einer Ursache suche. Ist die Zahl der Patienten nur leicht erniedrigt (weniger als 20 Prozent) und zeigt der Patient keine schwerwiegenden Symptome, wird der Arzt eine Kontrolluntersuchung veranlassen. Oft reguliert sich die Zahl der Leukozyten von selbst, wenn der Körper eine akute Entzündung bekämpft hat.
Ist die Zahl der Leukozyten niedriger oder bleibt die Zahl der Leukozyten niedrig, dann muss eine genauere Untersuchung der weißen Blutkörperchen durch ein Differenzialblutbild erfolgen.
Die Behandlung der Leukopenie ist abhängig von der Ursache. Wurde die Leukopenie durch ein Medikament verursacht, dann muss dieses abgesetzt werden. Die Zahl der weißen Blutkörperchen normalisiert sich innerhalb von wenigen Tagen. Liegt eine infektiöse Erkrankung vor, dann werden die Erreger gezielt bekämpft. Bakterien werden mit einem Antibiotikum bekämpft, Viren mit antiviralen Medikamenten. Pilze werden mit antimykotischen Mittel bekämpft, Parasiten mit antiparasitäten Medikamenten. Eine HIV-Infektion wird mit einer Kombination von antiviralen Medikamente behandelt. Bei einem erblichen Immundefekt, ist eine Knochenmark- oder Stammzelltransplantation eine Behandlungsmöglichkeit.
Bis die Ursache einer ausgeprägten Leukopenie gefunden wurde, ist es sinnvoll den Patienten mit einem Antibiotikum und antimykotischen Mitteln vor Infektionen zu schützen.
aktualisiert am 18.03.2020