Ist die Zahl der Erythrozyten im Blut erhöht, dann spricht man von einer Polyglobulie. Der Arzt stellt das fest, indem er Blut von der Armvene abnimmt und diese im Labor untersuchen lässt. Im Rahmen des kleinen Blutbildes wird auch die Anzahl der Erythrozyten im Blut bestimmt.
Bei Männern liegt die Zahl der Erythrozyten zwischen 4,8 und 5,9 Millionen pro µl (Mikroliter) und bei Frauen zwischen 4,3 und 5,2 Millionen pro µl (Mikroliter).
Blutwert | Abkürzung | Männer | Frauen |
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Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) | Erys | 4,8-5,9 Millionen pro µl | 4,3-5,2 Millionen pro µl |
Einige Erkrankungen führen dazu, dass sich die Zahl der Erythrozyten im Blut erhöht. Ist die Zahl der Erythrozyten erhöht, verändert sich auch die Fließeigenschaft des Blutes. Das Blut wird dickflüssiger und es besteht die Gefahr, dass sich vermehrt Blutgerinnsel bilden. Besonders wenn sich Blutgerinnsel in Herz oder Gehirn bilden, können die Folgen lebensbedrohlich sein (Herzinfarkt, Schlaganfall).
Der häufigste Grund, warum die Anzahl der roten Blutkörperchen im Blut erhöht oder leicht erhöht ist, ist das Rauchen. Lungen- und Herzerkrankungen, die einen Sauerstoffmangel in den Geweben auslösen, führen ebenso dazu, dass verstärkt Erythrozyten gebildet werden. Das ist eine natürliche Reaktion des Körpers. Um den Sauerstoffmangel auszugleichen, wird die Produktion von roten Blutkörperchen erhöht. Bei einem längeren Aufenthalt in großer Meereshöhe (über eine Woche) reagiert der Körper mit einer Steigerung der Anzahl der Erythrozyten, um seine Sauerstoffversorgung zu verbessern. Viele Leistungssportler greifen auf die Methode des Höhentrainings, um ihre Leistung vor einem Wettbewerb zu steigern, zurück.
In seltenen Fällen sind bestimmte Nierentumore dafür verantwortlich, dass sich die Zahl der Erythrozyten im Blut erhöht. Diese Tumore bilden verstärkt Erythropoetin (Epo), ein Hormon, das die Produktion der Erythrozyten fördert. Einige Sportler missbrauchen Erythropoetin als Doping-Mittel.
Unabhängig von der normalen Regulation der Erythropoese (Bildung der roten Blutkörperchen), kann auch eine bösartige Erkrankung, die Polyzythämie (Polycythaemia Vera) eine Erhöhung der roten Blutkörperchen verursachen. Die Polyzythämie ist eine Erkrankung, bei der sich die Blutstammzellen im Knochenmark langsam, aber unkontrolliert vermehren. Das betrifft aber nicht nur die roten Blutkörperchen, sondern auch die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen.
Zusammenfassend sind das die häufigsten Gründe einer Polyglobulie:
Eine Einteilung der Polyglobulie lässt sich auch durch die Ursachen vornehmen.
Die Polyzythämie (Polyzythaemia vera) ist gekennzeichnet durch eine unkontrollierte Vermehrung der Blutstammzellen (hämatopoetische Stammzellen) im Knochenmark. Die Erkrankung gehört damit zu den myeloproliferativen Erkrankungen und tritt vor allem bei älteren Menschen auf.
Eine sekundäre Polyglobulie (auch Erythrozytose genannt) wird durch einen Sauerstoffmangel ausgelöst. Typischerweise tritt das bei Rauchern auf oder bei Menschen, die sich in der Bergen aufhalten oder ein Höhentraining absolvieren. Dieser Umstand wird von Leistungssportler zur Steigerung ihrer Leistung ausgenutzt.
Eine Pseudopolyglobuiie entsteht durch einen Flüssigkeitsmangel. Dabei ist nicht die Anzahl der roten Blutkörperchen im Blut erhöht, sondern in den Blutgefäßen befindet sicher weniger Flüssigkeit. Das kann bei starken Flüssigkeitverslusten wie Durchfall, Erbrechen oder Verbrennungen vorkommen.
Das Verhältnis zwischen Blutplasma und Blutzellen verschiebt sich zu Gunsten der Blutzellen (hauptsächlich rote Blutkörperchen).
Bei einer Polyglobulie ist nicht nur die Zahl der Erythrozyten erhöht. Typischerweise ist auch der Hämatokrit erhöht (Hämatokrit zu hoch). Der Hämatokrit-Wert beschreibt den Anteil aller Blutzellen im Gesamtblut. Er ist ein Indikator für die Fließfähigkeit des Blutes. Erhöhte Werte deuten auf einen Flüssigkeitsmangel oder auf eine verminderte Sauerstoffversorgung hinweisen.
Der Hämatokrit-Wert liegt bei Männern zwischen 40-54% und bei Frauen zwischen 37-47%. Ist die Zahl der Erythrozyten im Blut zu hoch, dann ist dieser Wert auch erhöht.
Ist die Zahl der Erythrozyten im Blut zu hoch, dann treten folgende Symptome auf:
Gefährlich ist eine Polyglobulie vor allem deswegen, weil das Blut zäh wird. Dadurch kann es zu Durchblutungsstörungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt oder auch zu Thrombosen und Embolien kommen.
Die Behandlung des Arztes hängt von den ursächlichen Faktoren ab. Um die Ursachen herauszufinden, veranlasst der Arzt weitere Untersuchungen:
Die Vermehrung der Erythrozyten hat keinen Krankheitswert, wenn sie auf einen Aufenthalt in großer Höhe zurückzuführen ist. Wenn genügend Sauerstoff in der Atemluft vorhanden ist, dann bildet sie sich wieder zurück. Ist der Grund für den Sauerstoffmangel eine Herz- oder Lungenerkrankung, dann muss diese Erkrankung behandelt werden, um die Situation zu verbessern. Besteht der Verdacht auf eine Polyzythämie, wird das Knochenmark untersucht.
Da bei einer Polyglobulie das Blut zäh ist und zu Thrombosen und Embolien führen kann, ist es manchmal notwendig einen Aderlass durchzuführen. Dabei wird dem Patienten Blut entnommen und durch Flüssigkeit ersetzt. Auch blutverdünnende Medikament können eingesetzt werden.
Starker Juckreiz kann mit Antihistaminika oder UV-Licht behandelt werden.
aktualisiert am 02.03.2022