Die meisten Oberschenkelfrakturen brauchen drei bis sechs Monate, um vollständig zu heilen. Einige dauern noch länger. Besonders, wenn es um einen offenen Bruch handelt oder der Knochen in mehreren Stücken gebrochen wurde (Trümmerbruch). Wie lange die Heilungsdauer eines Oberschenkelbruchs genau dauert, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Das Alter des Patienten, die Art und die Lage des Bruchs und die Wahl der Behandlung spielen dabei eine große Rolle. Ebenso ist entscheidend, ob Komplikationen auftreten oder nicht.
Am schnellsten geht die Heilung eines Oberschenkelbruchs bei Kindern. Wenn der Bruch konservativ mit Gips oder Streckverband behandelt wird, zieht sich die Behandlungsdauer je nach Art des Bruchs etwa drei bis acht Wochen hin. Während dieser Zeit ist das Bein in den allermeisten Fällen teilbelastbar und die Kinder können mit Unterarmgehstützen laufen. Nach der Behandlung ist das Bein nicht gleich wieder voll belastbar. Oft muss noch eine krankengymnastische Behandlung angeschlossen werden, um die Muskulatur wieder aufzubauen.
Wird der Bruch operativ mit bewegungsstabilen Methoden behandelt, dann ist eine Belastung des Beins schon kurz nach der Operation möglich. Diese Methoden beinhalten das Anbringen von festen Strukturen an den Knochen (osteosynthetische Implantate), zum Beispiel die ESIN-Methode, bei der lange Nägel der Länge nach in das Knochenmark eingebracht werden. Ähnliches gilt für die Behandlung mit einem Fixateur externe (nach außen ragende Struktur zur Stabilisierung). Patienten können damit mobilisiert werden und ein physiotherapeutisch begleiteter Muskelaufbau ist nicht in so großem Umfang notwendig. Allerdings ist nach einigen Monaten eine weitere Operation notwendig, um die Implantate wieder zu entfernen. Danach ist mit einer erneuten Heilungsdauer von einigen Wochen zu rechnen.
Bei einer Verdrahtung des Knochens mit Kirschner-Drähten ist keine Bewegungsstabilität gegeben, hier muss oft unterstützend mit einem Gips gearbeitet werden. Eine physiotherapeutische Anschluss-Behandlung muss bei dieser Methode also auch meist erfolgen.
Alles in allem vergehen bei Kindern je nach Art und Schwere des Bruchs drei bis vier Monate, bis der Oberschenkelbruch vollständig verheilt ist. Das setzt voraus, dass während der Behandlung keinerlei Komplikationen auftreten.
Bei Erwachsenen muss man von einer Heilungsdauer von etwa drei bis sechs Monaten ausgehen. Die allermeisten Oberschenkelbrüche (Femurfrakturen) bei Erwachsenen werden operiert. Während der Operation wird der Knochen zunächst reponiert, also zurück in die richtige Lage gebracht. Dort wird er dann mit osteosynthetischen Mitteln wie Schrauben, Nägeln oder Platten fixiert. Diese Methoden sind in den meisten Fällen bewegungsstabil, das heißt, das Bein muss nicht ruhiggestellt werden. Oft verschreiben die Ärzte den Patienten schon nach wenigen Tagen eine Bewegungstherapie (Physiotherapie), um die Beweglichkeit des Beins zu erhalten und einem Muskelabbau entgegenzuwirken. Auch das Risiko postoperativer Komplikationen (Thrombosen, Lungenembolien) wird durch die Bewegungstherapie stark verringert.
Eine Teilbelastung des Beins ist bei einfachen, unkomplizierten Brüchen wie Quer- oder Schrägfrakturen schon nach wenigen Tagen möglich. So können die Patienten, teilweise mit Hilfe eines Gehwagens oder mit Unterarmgehstützen, schon früh wieder laufen. Bis der Bruch jedoch völlig verheilt ist und das Bein wieder voll belastbar ist, vergeht oft ein halbes Jahr.
Bei komplizierten Brüchen wie offenen Brüchen oder Trümmerbrüchen kann sich die Behandlung und die Heilung noch weitaus länger hinziehen. Das gleiche gilt, wenn Komplikationen auftreten. Das können sowohl Infektionen sein wie auch Nervenverletzungen, Fettembolien (Verlegung von Blutgefäßen durch Fett-Pfropfen) oder Reizungen des umliegenden Gewebes durch die Implantate.
Bei älteren Menschen kann die Heilung eines Oberschenkelbruchs sehr lange dauern. Menschen ab einem Alter von 65 Jahren und vor allem Frauen in und die Wechseljahre leiden oft an Osteoporose. Diese auch als Knochenschwund bekannte Krankheit verursacht einen beschleunigten Abbau der Knochensubstanz. Der Knochen wird porös und bricht leicht. Ein eigentlich harmloser Sturz reicht aus, um den Oberschenkelknochen brechen zu lassen. In sehr vielen Fällen fallen die Betroffenen direkt auf die Hüfte und ziehen sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. Der Oberschenkelhals sitzt am oberen Teil des Oberschenkelknochens, direkt unter dem Hüftkopf. Dieser bildet zusammen mit den Knochen des Beckens das Hüftgelenk.
Die Behandlung eines Oberschenkel- beziehungsweise Oberschenkelhalsbruchs bei Patienten mit Osteoporose ist schwierig, da sich diese Brüche mit konservativen Methoden nicht behandeln lassen. Das heißt, mit Eingipsen und Ruhigstellen lässt sich keine Heilung erzielen. Eine osteosynthetische Behandlung mit Schrauben und Nägeln kann in vielen Fällen auch nicht mit zufriedenstellendem Ergebnis durchgeführt werden, da die Implantate in den porösen Knochen nicht halten. Hinzu kommt, dass die Patienten oft bereits mit Vorerkrankungen in die Operation gehen, was das Risiko schwerer Komplikationen erhöht. So kann es vermehrt zu Lungenembolien, Herz- und Kreislaufstörungen oder Wundheilungsstörungen kommen.
Nicht nur für die spätere Heilung und die Erhaltung der Mobilität, sondern auch zur Vermeidung von Komplikationen ist es wichtig, früh mit einer Bewegungstherapie zu beginnen. Ist jedoch keine Operation mit bewegungsstabilem Ergebnis möglich, ist auch keine Bewegung möglich. Eine weitere Komplikation kann darin bestehen, dass bei einem hoch an der Hüfte sitzenden Oberschenkelhalsbruch die Blutgefäße abgerissen werden, die den Hüftkopf versorgen. In der Folge kann dieser absterben. Kann der Bruch nicht mit osteosynthetischen Methoden behandelt werden oder kann der Hüftkopf nicht erhalten werden, bleibt als Behandlungsmethode nur noch das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks.
Aufgrund der vielen möglichen Komplikationen kann die Heilung eines Oberschenkelbruchs bei älteren Menschen sehr langwierig sein und sich über viele Monate hinziehen. Etwa 6 Prozent aller Senioren mit einem Oberschenkelbruch versterben, bevor er verheilt ist.
Generell ist zu sagen: Je älter die Patienten sind, desto schlechter sind die Heilungsaussichten und desto länger zieht sich die Heilung hin.
Dem Krankenhausaufenthalt mit der Operation schließt sich oft noch ein längerer Aufenthalt in einer Rehabilitations-Einrichtung an. Beide Maßnahmen zusammen können sich durchaus über einen Zeitraum von etwa einem Jahr hinziehen. In vielen Fällen kann die Mobilität nicht vollständig wiederhergestellt werden. Auch psychisch leiden die Menschen oft noch lange an den Folgen des Vorfalls und trauen sich weniger, sich zu bewegen. In einigen Fällen ist es daher nicht möglich, dass ältere Menschen nach einem Oberschenkelbruch wieder in ihre Wohnung zurückkehren, da sie aus körperlichen oder psychischen Gründen nicht mehr in der Lage sind, allein zu leben und für sich zu sorgen.
Während das Lebensalter einen entscheidenden Einfluss auf die Heilungsdauer eines Oberschenkelbruchs hat, gilt das ebenso für die Art und die Lage des Bruchs. Eine einfache Quer- oder Schrägfraktur, bei der der Knochen in gerader oder schräger Linie durchgebrochen ist, heilt schneller als ein komplizierter Trümmerbruch oder ein offener Bruch, bei dem zusätzlich Gewebestrukturen verletzt wurden.
Was die Lage des Bruchs angeht, ist ein sogenannter körpernaher Bruch, also ein Bruch des Oberschenkelknochens am oberen Ende in Hüftnähe, in den meisten Fällen komplizierter als ein Bruch des Oberschenkelschafts. Jedoch kommt es auch hier auf die Art des Bruchs an. Ein einfacher körpernaher Oberschenkelhalsbruch kann schneller heilen als ein komplizierter, mehrfacher Trümmerbruch des Oberschenkelschafts. Vergleicht man jedoch einen einfachen Oberschenkelhalsbruch mit einer unkomplizierten Querfraktur des Oberschenkelschafts, so wird letztere meist schneller heilen.
Auch im unteren Bereich des Oberschenkelknochens, in Knienähe, kann es zu komplizierten Brüchen kommen, die lange brauchen, um zu heilen.
Eine einfache und schnelle Angelegenheit ist ein Oberschenkelbruch also nie, selbst in günstigen Fällen müssen Erwachsene mit einer Heilungsdauer von mindestens drei bis sechs Monaten rechnen.
aktualisiert am 06.10.2019