Ein Oberschenkelbruch wird heute in den meisten Fällen bewegungsstabil versorgt. Das bedeutet, dass bei der Operation Nägel, Schrauben oder auch Platten eingesetzt werden (osteosynthetische Implantate). Die Implantate gewährleisten, dass das Bein schnell wieder belastet werden kann. Auch bei Bewegungen besteht bei diesen Implantaten keine Gefahr, dass sich die Knochenenden verschieben oder dass sie abrutschen.
Dadurch ist es schon sehr früh nach der Operation wieder möglich, das Bein zumindest zu einem Teil zu belasten. In vielen Fällen verschreiben die Ärzte eine spezielle Bewegungstherapie, mit der die Patienten schon ein oder zwei Tage nach der Operation anfangen können. Dazu gehört meist auch, dass der Patient aufsteht und das Bein belastet. In den ersten Tagen kann unter Umständen ein Gehwagen zur Unterstützung notwendig sein. Nach wenigen Tagen können die Patienten selbstständig mit der Hilfe von Unterarmgehstützen laufen. Nur sehr alte Patienten sollten bei dem Gehwagen bleiben, da ihnen das Laufen mit Unterarmgehstützen oft Probleme bereitet.
Sich nach der Operation schnell wieder zu bewegen, ist aus zwei Gründen wichtig. Zum einen wird so eine längerfristige Bettlägerigkeit vermieden. Das verringert das Risiko von Thrombosen und Embolien (Blutgefäßverschlüssen) entscheidend. Noch vor wenigen Jahrzehnten war nach einem Oberschenkelbruch die Behandlung mit einem Gips oder einem Streckverband üblich. Diese Behandlungsmethode brachte oft eine Bettlägerigkeit von mehreren Monaten mit sich. Vor allem Senioren, die sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen hatten, hatten mit postoperativen Komplikationen zu kämpfen. Thrombosen, Embolien und auch Lungenentzündungen traten bei den älteren Patienten häufig auf. Durch eine stark verkürzte Dauer der Phase, in der sie nicht mobil sind, wird das Risiko dieser Komplikationen heute deutlich verringert.
Der zweite Grund für die frühe Belastung des Beins ist die Erhaltung der Muskeln und der Beweglichkeit. Je früher das Bein - natürlich nur im Rahmen der Belastbarkeit - bewegt wird, desto weniger bauen sich Muskeln ab. Gerade bei älteren Patienten kann sich nach einem Sturz und einem Oberschenkelbruch eine psychische Unsicherheit einstellen. Die Patienten haben Angst, wieder zu stürzen. Wird das Bein nun einige Wochen nicht belastet und Muskulatur abgebaut, bewegen sich die älteren Menschen noch unsicherer. Das hat oft zur Folge, dass sie sich aus Angst vor einem erneuten Sturz entweder so gut wie gar nicht mehr bewegen oder aber so unsicher auf den Beinen sind, dass sie gerade deswegen wieder stürzen.
Diesem Teufelskreis kann man am besten begegnen, indem so schnell wie möglich nach der Operation mit einer Bewegungstherapie begonnen wird. Im Krankenhaus wird die Bewegungstherapie von Physiotherapeuten angeleitet. Auch bei den ersten Gehversuchen nach der Operation erhalten die Patienten Hilfe.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus müssen die Betroffenen abwägen, ob sie die Therapie ambulant in einer physiotherapeutischen Praxis oder in einer Rehaklinik fortsetzen wollen. Gerade bei älteren Patienten ist ein Aufenthalt in einer Rehaklinik oft die bessere Alternative. Kinder, natürlich mit Unterstützung der Eltern, und jüngere Erwachsene kommen oft auch gut mit einer ambulanten Bewegungstherapie zurecht. Allerdings kann auch in diesen Fällen nach komplizierten Brüchen ein Aufenthalt in einer Rehaklinik notwendig sein.
Während bei Kindern und jüngeren Erwachsenen fast immer ein Unfall, wie beispielsweise ein Verkehrsunfall, ein Sportunfall oder ein Sturz aus größerer Höhe zu dem Oberschenkelbruch geführt hat, resultiert der Bruch bei älteren Patienten oft aus einem banalen Sturz. Dieser kann beispielsweise durch Stolpern, durch ein generell unsicheres Gangbild, Gleichgewichtsstörungen oder Schwindel ausgelöst worden sein. In einer Reha-Maßnahme wird gleichzeitig neben der Mobilisierung des Beins auch auf die Ursache des Sturzes eingegangen.
Spezielle Sportprogramme, in denen der Gleichgewichtssinn trainiert wird oder das Abfangen beim Stolpern oder das Fallen gelernt werden, können den älteren Menschen helfen, sich sicherer zu bewegen und künftige Stürze zu vermeiden.
In den seltenen Fällen, in denen Oberschenkelbrüche konservativ, also ohne Operation, behandelt werden, ist nach der Entfernung des Gipsverbandes eine Therapie zur Muskelwiederherstellung notwendig. Dazu sollte sich der Patient, ungeachtet seines Alters, unbedingt in eine physiotherapeutische Behandlung begeben. Bei einem Erwachsenen dauert es bei einer konservativen Behandlungsmethode einige Wochen, bis der Gips abgenommen wird. In dieser Zeit wird viel Muskelmasse abgebaut, die wieder antrainiert wird, auch um den Knochen zu stützen und zu stabilisieren.
Eine Bewegungstherapie ist nach einer Oberschenkeloperation daher nicht nur sinnvoll, sondern sogar unerlässlich. Unterstützend kann außerdem mit Aquatraining oder Schwimmen gearbeitet werden. Die Maßnahmen sollten aber immer, wenn sie nicht unter der Leitung eines Physiotherapeuten stattfinden, mit dem Arzt abgesprochen werden, um eine Überbelastung des Beins auszuschließen.
aktualisiert am 16.03.2020