Nach einer Operation am Grauen Star (Katarakt-Operation) kann sich innerhalb von Monaten eine neue Eintrübung an der verbliebenen Hinterkapsel der Linse bilden. Die Sehkraft ist dann erneut herabgesetzt. Dieser so genannte Nachstar (Cataracta secundaria) kann mit dem Laser oder durch eine Operation behandelt werden. Ein Nachstar entwickelt sich bei bis zu 50 Prozent der an der Katarakt operierten Augen. Die fachliche Bezeichnung für diesen Nachstar lautet Kapselfibrose.
Ein Grauer Star oder Katarakt ist eine Linsentrübung. Diese kann operativ entfernt werden, heutzutage wird dabei in den allermeisten Fällen die Hinterkapsel der Linse belassen, um davor eine Kunstlinse einzusetzen. An der Hinterkapsel können sich jedoch neue faserige Strukturen in der Sehachse bilden (Kapselfibrose). Manchmal befinden sich auch noch Linsenreste innerhalb der Kapsel, die sich weiter eintrüben. In einigen Fällen haben verbliebene Zellen die Tendenz, sich zu vermehren, um Teile der Linse wieder aufzubauen (Regeneratorischer Nachstar).
Ein Nachstar zeigt sich bei 30 bis 50 Prozent der Augen, an denen eine Operation des Grauen Stars durchgeführt wurde. Er ist nicht möglich, wenn die komplette Linse mitsamt Kapsel herausoperiert wurde (Verfahren der ICCE).
Nachdem durch die vorhergehende Operation die Sehstärke zunächst in der Regel verbessert werden konnte, kommt es beim Nachstar zur allmählichen erneuten Herabsetzung der Sehschärfe. Betroffene klagen Monate bis Jahre nach der Katarakt-OP über Verschwommensehen und bisweilen über eine erhöhte Blendungsempfindlichkeit.
Nach einer Befragung des Patienten (Anamnese) und einem Sehtest wird das Auge unter Vergrößerung betrachtet. An der Spaltlampe, der gängigen Untersuchungseinrichtung, sieht der Augenarzt deutlich die Eintrübungen der Hinterkapsel hinter der eingesetzten Kunstlinse. Der Augendruck wird außerdem bestimmt. Zur besseren Begutachtung der Kapseltrübung und des Augenhintergrundes muss die Pupille mit Augentropfen weitgestellt werden.
Der Nachstar ist durch den Augenarzt eindeutig zu erkennen. Eine Verminderung der Sehschärfe kann allerdings nicht nur durch die Trübungen bedingt sein. Weitere Möglichkeiten der Sehverschlechterung sind Augenkrankheiten, etwa an der Netzhaut, oder eine ungenügende Korrektur der Sehschärfe, z. B. mit Brillengläsern.
Eine konservative Therapie (Behandlung ohne operative Maßnahmen) kann den Nachstar beziehungsweise die Kapselfibrose nicht beseitigen.
Beim Nachstar wird meist der Laser verwendet, um ihn zu beseitigen. In wenigen Fällen ist eine richtige Operation mit chirurgischen Mitteln erforderlich, um das Sehen wieder zu verbessern.
Für eine Laserbehandlung des Nachstars wird zunächst das Auge durch Tropfen örtlich betäubt. Dann wird ein Kontaktglas auf das Auge gesetzt. Der Patient sitzt vor einem speziellen Gerät. Dieses wirft kurzzeitige Laserstrahlen auf das Auge, um den Nachstar beziehungsweise die getrübte Kapsel in der Mitte aufzutrennen. Es bildet sich sofort eine Lücke, durch die wieder scharfes Sehen möglich ist. Der Vorgang geschieht unter Sicht durch einen Augenarzt. Um einer Augendruckerhöhung entgegenzusteuern, kann im Anschluss ein drucksenkendes Medikament gegeben werden.
Nur sehr selten ist eine Erweiterung der Nachstar-Operation erforderlich, beispielsweise bei Komplikationen. Durch das Lasern ist manchmal in der ersten Sitzung keine ausreichende Auftrennung möglich, so dass ein weiterer Eingriff mit Laser oder Operation erforderlich sein kann.
Bei dem Eingriff, insbesondere der Operation, kann es zu Blutungen und Nachblutungen kommen. Strukturen des Auges und der direkten Umgebung können verletzt werden, z. B. auch die Hornhaut, was sehr schmerzhaft sein kann. Ebenfalls können sich Infektionen ergeben. Die Linsenhinterkapsel kann reißen. Eine durch die Operation provozierte Augendruckerhöhung ist möglich, ebenso kann bei bestimmten Umständen der Glaskörper nach vorne in die Vorderkammer des Auges treten (Glaskörpervorfall). Die Kunstlinse kann geschädigt werden.
An der Stelle des schärfsten Sehens (Makula) kann eine Wassereinlagerung hervorgerufen werden. Eine Netzhautablösung durch die Operation ist nicht auszuschließen. In äußerst seltenen Fällen kann es zu dauerhafter Sehverschlechterung bis hin zur Erblindung oder dem Verlust des Auges kommen. Allergische Reaktionen sind nicht auszuschließen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In der Regel kann die Kapselfibrose beziehungsweise der Nachstar durch die Maßnahmen problemlos entfernt werden. Bereits bestehende Schädigungen des Auges, beispielsweise an der Netzhaut, der Stelle des schärfsten Sehens (Makula) oder durch Augendruckerhöhung (Glaukom), können nicht behoben werden und dazu führen, dass auch nach dem Eingriff keine volle Sehkraft mehr erreicht wird. In seltenen Fällen kann es zu einer erneuten Eintrübung kommen.
Gegebenenfalls müssen Arzneimittel, die die Blutgerinnung negativ beeinflussen, in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Dies kann unter anderem Aspirin® und Marcumar® betreffen.
Erfolgt der Eingriff ambulant, so muss sich der Patient abholen lassen, da er für 24 Stunden kein Auto mehr fahren darf, außerdem dürfen keine Maschinen bedient werden und keine bedeutsamen Entscheidungen getroffen werden.
Ein frisch operiertes Auge erfordert einen vorsichtigen Umgang. In den Tagen nach einer Operation sollte keine zu starke körperliche Tätigkeit ausgeübt werden, ebenfalls sollte kein Schwimmbad besucht und kein Make-up aufgetragen werden. Augentropfen, Augensalbe und weitere Medikamente sollten nach Anordnung regelmäßig angewendet beziehungsweise eingenommen werden.
Sollten sich Auffälligkeiten ergeben, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte rasch der Arzt verständigt werden.
aktualisiert am 24.09.2020