Eine Darmkrebserkrankung tritt in den meisten Fällen im höherem Lebensalter auf. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei rund 70 Jahren. Tatsächlich erhalten jedoch jährlich mehr und mehr jüngere Menschen die Diagnose Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom).
Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre lässt sich bei Darmkrebserkrankungen eine Veränderung der Altersverteilung feststellen. Jedes Jahr nimmt die Zahl der Neuerkrankungen bei den unter 50-Jährigen um rund 1,5 Prozent zu. Vor allem die Darmkrebsdiagnosen zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr steigen. Hier ist ein jährlicher Anstieg der Erkrankungen von 5 bis 5,5 Prozent zu verzeichnen. Bei den 30- bis 39-Jährigen steigt die Zahl der Erkrankungen um zwei bis drei Prozent jedes Jahr.
Die Ursachen dafür sind noch nicht ausreichend erforscht. Bei fünf bis sieben Prozent der jungen Menschen, die an Darmkrebs erkranken, liegt eine erbliche Vorbelastung vor. Ein ungesunder Lebensstil mit falschen Ernährungsgewohnheiten, zu wenig Bewegung, Rauchen und zu viel Alkohol steht ebenso im Verdacht, Dickdarmkrebs zu begünstigen, wie Stoffwechselerkrankungen, die auch vermehrt bei jüngeren Menschen auftreten.
Nur sehr wenige Menschen erkranken mit 20 Jahren oder mit 30 Jahren an Darmkrebs. Da Darmkrebs im Frühstadium keine Beschwerden verursacht, werden Darmkrebserkrankungen junger Menschen meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Die Heilungschancen sind dann gering. Auch wenn der Allgemeinzustand im jüngeren Lebensalter meist besser ist, endet Dickdarmkrebs für die unter 50-Jährigen häufiger tödlich als für die älteren Patienten.
Da die meisten Kolonkarzinome (Dickdarmkrebs) immer noch bei Menschen jenseits der Lebensmitte auftreten, gehen junge Menschen kaum zur Darmkrebsvorsorge. Krankenkassen empfehlen eine Darmspiegelung erst ab dem 55. Lebensjahr und übernehmen dann die Kosten dafür.
Wer erblich vorbelastet ist, sollte bereits in jungen Jahren regelmäßig eine Darmspiegelung durchführen lassen. Denn wenn Verwandte ersten Grades an Darmkrebs erkrankt sind, verdoppelt sich das Risiko, selbst zu erkranken. Das Gleiche gilt bei Polypen, die als Vorstufe von Darmkrebs gelten. Wer Verwandte ersten Grades hat, bei denen bereits vor dem 50. Lebensjahr Polypen diagnostiziert wurden, sollte sich selbst regelmäßig untersuchen lassen. Je mehr Darmkrebsfälle es in der Familie gibt und je jünger die Erkrankten sind, desto höher ist das Risiko, selbst zu erkranken.
Vererbt wird auch die sehr seltene familiäre adenomatöse Polyposis (FAP). Dabei kommt es zu einem massiven Polypenbefall im Dickdarm, der unbehandelt bereits in jungen Jahren zu Darmkrebs führt.
Beim sogenannten hereditären non-polypösen Kolonkarzinom (HNPCC oder Lynch-Syndrom) handelt es sich um eine Genveränderung, die zu Darmkrebs führen, aber auch andere Krebsarten nach sich ziehen kann. Bei einer Erbanlage mit diesem Gen kommt es innerhalb einer Familie zu einer Häufung verschiedener Krebsarten.
Dickdarmkrebs ist die insgesamt häufigste bösartige Tumorerkrankung. In Deutschland sterben fast 30.000 Menschen jährlich an Darmkrebs. Sehr viele dieser Todesfälle sind unnötig. Man schätzt, dass rund 80 Prozent aller Kolonkarzinome durch regelmäßige Darmspiegelungen vermieden werden könnten.
90 Prozent der Dickdarmkarzinome entstehen aus einem Polypen (Adenom). Polypen sind zunächst gutartige Geschwüre im Darm, die ein Risiko aufweisen, sich im Laufe von vielen Jahren in ein bösartiges Karzinom zu verwandeln. Rund ein Jahrzehnt dauert dieser Prozess. Selbst wenn nur alle zehn Jahre eine Darmspiegelung durchgeführt wird, kann damit ein sehr großer Teil von Polypen entfernt werden, bevor sie entarten. Die Entfernung von Polypen geschieht ambulant im Rahmen der Darmspiegelung und ist für den Patienten in der Regel schmerzfrei. Mit der Entfernung des Polypen ist die Gefahr der Entartung und der Entwicklung eines Karzinoms an der jeweiligen Stelle gebannt.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56028/Darmkrebs-Junge-Patienten-mit-hoeherem-Sterberisiko
aktualisiert am 02.05.2019