Die Katzenkratzkrankheit (auch Bartonellose, Cat Scratch Disease oder CSD) ist eine Infektionskrankheit beim Menschen, die durch das Bakterium Bartonella henselae ausgelöst wird. Wie der Name sagt, sind Katzen durch Kratz- oder Bissverletzungen und Katzenflöhe Überträger der Bakterien auf den Menschen.
Hauptsymptome sind eine Schwellung oder Knötchen an der verletzten Hautstelle und nach einigen Tagen treten geschwollene Lymphknoten in diesem Bereich auf. Dabei handelt es sich um eine subakute, gutartige, regionale Lymphknotenschwellung. Selten kommt es zu einer Ausbreitung der Erkrankung mit Befall verschiedener Organe.
Erreger der Katzenkratzkrankheit ist das Bakterium Bartonella henselae. In der Medizin wird es als ein gramnegatives, intrazelluläres, aerobes Bakterium eingeordnet. Es gehört zur Gattung Bartonella, zur Familie der Bartonellaceae. Dies ist eine Gruppe von Bakterien, die parasitisch in Wirtszellen, bevorzugt in den roten Blutkörperchen und in Endothelzellen (innere Zellschicht der Gefäßwände) lebt. Benannt sind sie nach ihrem Entdecker, dem peruanischen Arzt und Mikrobiologen Alberto Leonardo Barton. Bartonella henselae ist im Labor schwer zu diagnostizieren und wurde daher erst in den 1990ern zum ersten Mal beschrieben.
Bartonella henselae kommt weltweit vor. Als Überträger der Erkrankung gelten besonders junge Katzen, aber auch Katzenflöhe. Die Bakterien sind im Speichel der Katze und im Flohkot nachweisbar. Sie befinden sich im Blut der Katze, insbesondere verweilen sie in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Katzen stecken sich besonders über Flöhe untereinander an. Katzen erkranken mild oder gar nicht. Etwa jede zehnte Katze trägt Bartonellen in sich, deutlich mehr Katzen haben nachweisbare Antikörper. Der Erreger kommt zudem manchmal in weiteren Säugetierarten vor.
Bei streunenden Katzen kann Bartonella henselea bei bis zu 70 Prozent der Tiere nachgewiesen werden. Genaue Zahlen, wie häufig die Erkrankung beim Menschen in Deutschland auftritt (Inzidenz), liegen nicht vor. In den USA wird von jährlich 22.000 ambulanten und 2000 stationär behandelten Patienten mit Katzenkratzkrankheit ausgegangen. Die Zahlen schwanken. Die Häufigkeit der Ekrankung wird in den USA auf 0,7 bis 9,3 pro 100.000 Einwohner geschätzt.
Insbesondere nach dem Neuerwerb eines Kätzchens werden familiäre Häufungen beschrieben.
Menschen infizieren sich durch Kratzer oder Bissverletzungen von Katzen. Besonders junge Katzen übertragen die Erkrankung. Für Menschen, die keinerlei Katzenkontakt haben, scheint die Übertragung durch Katzenflöhe die Ursache zu sein. Die Theorie zu diesem Infektionsweg ist jedoch nicht bewiesen. Menschen übertragen die Erkrankung nicht auf andere Menschen. Besonders häufig erkranken Kinder an der Katzenkratzkrankheit. Grund scheint der innige Kontakt zu Katzen bei nicht vollständig ausgebildetem Immunsystem zu sein. Immungeschwächte Personen, wie HIV-Infizierte, erkranken häufiger und meist auch mit schwererem Verlauf.
Die ersten Symptome treten etwa zwei bis zehn Tage nach der Biss- oder Kratzverletzung auf. Zunächst bilden sich rötlich-braune Knötchen an der Eintrittsstelle. Diese schmerzen oder jucken nicht. Im Körper gelangt der Erreger zunächst in die Lymphknoten in der Nähe der Hautverletzung, diese schwellen an und schmerzen häufig. Die Erreger breiten sich über die Lymphbahnen aus. Dies führt zu einer Schwellung weiterer Lymphknoten, besonders an Hals und Achselhöhle.
In der Regel geht die Erkrankung nach einigen Monaten von alleine vorbei. Die zu Beginn der Erkrankung möglicherweise auftretenden Beschwerden wie Fieber, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Kopf- Hals- Bauch oder Gliederschmerzen verschwinden meist schon nach wenigen Tagen. Die Lymphknotenschwellungen im Bereich der Eintrittsstelle oder an Regionen wie Hals und Achselhöhle sind harmlos, können aber längere Zeit bestehen.
Der Mensch überträgt die Erkrankung nicht. Eine Dauer der Ansteckungsfähigkeit existiert daher beim Menschen nicht.
Leitsymptome der Erkrankung sind Knötchen (rot-braune Schwellungen) an der verletzten Hautstelle sowie im weiteren Krankheitsverlauf geschwollene Lymphknoten (Lymphadenopathie), zunächst im Bereich der Verletzung. Die oft nur wenige Millimeter großen Hautveränderungen (Effloreszenzen) sind nicht schmerzhaft und bestehen meist nur für wenige Tage oder mehrere Wochen. Sie werden oftmals als Insektenstiche fehlinterpretiert. Diese Veränderungen treten etwa zwei bis zehn Tage nach der Verletzung auf. Im weiteren Verlauf schwellen auch Lymphknoten an Hals und Achselhöhle an. Teilweise sind die Lymphknoten im ganzen Körper betroffen. Bei gesunden Erwachsenen sind dies meist die einzigen Symptome und diese verschwinden in einigen Wochen von alleine. Manchmal verläuft die Erkrankung jedoch schwerwiegender. Dies ist vor allem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem der Fall. Es kommt zu folgenden Beschwerden:
Eine seltene Hautkrankheit, die durch Bartonella henselae ausgelöst wird, ist die bazilläre Angiomatose. Sie kommt hauptsächlich bei HIV-Patienten vor und Patienten mit geschwächten Immunsystem. Symptome sind Knötchen, die über den gesamten Körper verteilt auftreten. Sie können bis in tiefere Hautschichten vordringen. Teilweise breitet sich die bazilläre Angiomatose in Organe wie Milz, Leber, zentrales Nervensystem (ZNS), Augen und Muskeln aus. Bei einem Viertel der Betroffenen werden die Knochen befallen. Der Knochen wird dabei stellenweise zerstört, was zu starken Knochenschmerzen führt.
Die Katzenkratzkrankheit kann in etwa 10 bis 15 Prozent atypisch verlaufen. In diesen Fällen wird dann das Parinauds'sche okuloglanduläre Syndrom. Bei diesem Verlauf breitet sich die Katzenkrankheit über den ganzen Körper aus (disseminierte Katzenkratzkrankheit). Es treten überall Lymphknotenschwellungen auf. Zu beobachten ist auch eine Leber- und Milzvergrößerung (Hepatosplenomegalie) und neurologische Komplikationen mit Gehirnentzündung (Enzephalitis), Hirnhautentzündung (Meningitis), Reizung von Nervenwurzeln (Radikulitis), Entzündung des Rückenmarks (Myelitis), Netzhautentzündung (Neuroretinitis) oder Entzündung von Arterien im Gehirn (zerebraler Arteriitis) beobachtet.
Die Verdachtsdiagnose wird bei auffälligen Knötchen im Bereich von Kratz- oder Bissverletzungen mit folgender Lymphknotenschwellung bei bekanntem Katzenkontakt gestellt. Besonders wenn sich Patienten mit geschwächtem Immunsystem vorstellen, kommt die Infektion in Betracht. Grundsätzlich müssen andere Erkrankungen, die zu einer Lymphknotenschwellung mit unspezifischen Symptomen führen, ausgeschlossen werden.
In der klinischen Untersuchung wird der Arzt die Lymphknoten auf Schwellungen und Schmerzhaftigkeit untersuchen. Anschließend folgt eine Blutuntersuchung. Für die Diagnose können Antikörper, die vom Körper zu Bekämpfung der Bakterien gebildet werden, oder direkt das Erbgut des Erregers nachgewiesen werden. Zur weiteren Diagnostik werden Ultraschalluntersuchungen der Lymphknoten folgen. Unter Ultraschallkontrolle können Gewebeproben (Biopsie) aus den Lymphknoten entnommen und unter dem Mikroskop untersucht werden. Dies sichert die Diagnose. Das Erbgut des Erregers lässt sich durch eine PCR (Polymerase-Kettenreaktion), eine Methode mit der die DNA des Erregers vervielfätigt werden kann, nachweisen.
Bei gesunden Jugendlichen und Erwachsenen verläuft die Erkrankung in der Regel mit Knötchen im Bereich der Hautverletzung und Lymphknotenschwellungen harmlos und verschwindet nach einigen Wochen bis Monaten von alleine. Bei schwerwiegenderem Verlauf werden zur Behandlung Antibiotika eingesetzt.
Als Antibiotika werden Erythromycin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Ciprofloxacin (mit oder ohne Gentamycin), Rifampicin oder Doxyzyklin (in Kombination mit Gentamycin oder Rifampicin) eingesetzt.
Gegen Schmerzen und Fieber aufgrund einer Katzenkratzkrankheit werden Medikamente mit dem Wirkstoff Paracetamol oder nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAR) wie Ibuprofen verordnet. Bei schmerzenden und geschwollenen Lymphknoten helfen kühlende Auflagen.
Grundsätzlich sollten Biss- oder Kratzverletzungen von Katzen ausreichend gereinigt und desinfiziert werden. Neben Bartonella henselae befinden sich zahlreiche weitere Krankheitserreger im Speichel und Rachenraum der Katze. Abwehrgeschwächte (immunsupprimierte) Menschen sollten vorsichtig im Umgang besonders mit jungen Katzen sein und auf eine regelmäßige Flohbehandlung und -vorbeugung ihrer Katze achten.
aktualisiert am 15.03.2021