Die Ohrspeicheldrüse dient dazu, den Mundraum zusammen mit den anderen Speicheldrüsen mit ausreichend Speichel zu versorgen. Sie mündet im Bereich der hinteren Wangenschleimhaut in die Mundhöhle. Zwischen Unterkiefer und Ohr gelegen, ist sie in zwei Lappen gegliedert. Der tiefe Lappen wird von dem oberflächlichen überlagert. Im Raum zwischen den beiden Lappen verläuft der Gesichtsnerv unterhalb des Ohres in Richtung Gesicht und verzweigt sich in einzelne Äste. Aufgrund der räumlichen Nähe ist jeder operative Eingriff im Bereich der Ohrspeicheldrüse mit einer Verletzungsgefahr für den Gesichtsnerv verbunden.
Die Störung des Nervus facialis, wie der Gesichtsnerv fachsprachlich genannt wird, kann sich in vielerlei Gestalt äußern. Das augenfälligste Symptom ist die teilweise oder komplette Lähmung einer Gesichtshälfte. Es kann zu Gesichtsasymmetrien kommen, die mit einer Erweiterung der Lidspalte und dadurch bedingten Hornhautschäden einhergehen können. Aufgrund der Schwächung der Wangen- und Lippenmuskulatur kann auch das Artikulationsvermögen beeinträchtigt sein. Ebenso sind Irritationen der Geschmackswahrnehmung am vorderen Teil der Zunge möglich. Weitere Symptome, die auf eine Funktionseinschränkung des Nervus facialis zurückgehen können, sind verminderte Speichel- und Tränenausschüttung.
Beschränkt sich der operative Eingriff auf den oberflächlichen Lappen der Ohrspeicheldrüse, ist die Gefährdung des Gesichtsnervs nicht ganz so gravierend. Allerdings besteht auch dann die Gefahr, dass der Nerv gezerrt oder in anderer Weise in Mitleidenschaft gezogen wird. Handelt es sich lediglich um eine Reizung, sind die Chancen auf eine vollständige Genesung nicht schlecht. Allerdings muss der Betroffene einige Geduld mitbringen. Bis die Beschwerden gänzlich abgeklungen sind, können Wochen bis mehrere Monate vergehen. Wenn die Gesichtsmuskulatur (mimische Muskulatur) in Mitleidenschaft gezogen ist, kann der Heilungsprozess mithilfe geeigneter Bewegungsübungen aktiv unterstützt werden.
Kommt es zu einer ernsteren Schädigung des Gesichtsnerven oder muss dieser teilweise entfernt werden, stehen unterschiedliche operative Therapien zur Wahl. Eine Möglichkeit ist die Nervenrekonstruktion mithilfe der primären Nervennaht. Dabei wird versucht, die unterbrochene oder eingeschränkte Verbindung der Nervenbahn wiederherzustellen. Eine weitere Option ist die sekundäre Nervennaht, bei der ein körpereigener Nerv aus einer anderen Körperregion als Überbrückung des Nervus facialis dient. Bei der neuromuskulären Transposition werden nicht nur einzelne Nerven, sondern ein mit Nerven durchzogener Muskel in die gelähmte mimische Muskulatur des Gesichts eingefügt.
aktualisiert am 24.01.2017