Die Labyrinthitis ist eine Entzündung des Innenohrs. Sie wird durch Bakterien oder Viren verursacht, die aus dem Mittelohr in das Labyrinth des Innenohrs gelangen. Weil das Innenohr aus der so genannten Hörschnecke und dem Gleichgewichtsorgan besteht, kann es aufgrund einer Labyrinthitis zu Hörstörungen (Schwerhörigkeit, Ohrgeräusche) und Schwindel kommen. Die Behandlung geschieht vor allem mit Medikamenten (Antibiotika, Cortison). Manchmal wird das Trommelfell eingeschnitten und ein Röhrchen zum Abfluss von Sekret eingelegt.
Die Labyrinthitis ist eine erregerbedingte Entzündung im Innenohr. Sie kann durch eine Infektion mit Bakterien oder mit Viren entstehen. Die Erreger gelangen häufig aus dem Mittelohr in das Innenohr, können aber auch von den Hirnhäuten oder selten auch über das Blut dorthin wandern.
Das Labyrinth (Innenohr) besteht aus zwei Anteilen. Zum einen gibt es die so genannte Schnecke, die für den Gehörsinn zuständig ist, und zum anderen das Gleichgewichtsorgan, das wiederum aus mehreren Komponenten, unter anderem den drei Bogengängen, besteht. Das ganze verzweigte System des Innenohrs ist im Knochen eingebettet und ist mit einer Flüssigkeit gefüllt (Perilymphe).
Eine Innenohrinfektion mit Bakterien kann als Folge einer Mittelohrentzündung (Otitis media) entstehen. Dies kann sowohl bei der akuten Mittelohrentzündung auftreten als auch bei der chronischen Form, insbesondere wenn eine Knocheneiterung besteht (so genanntes Cholesteatom). Einige Bakterienarten, die die Labyrinthitis bedingen können, sind beispielsweise Pneumokokken, Staphylokokken, Streptokokken oder Haemophilus influenzae.
Eine Hirnhautentzündung (Meningitis) mit Bakterien kann sich über den Hör- und Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibulocochlearis) bis zum Innenohr ausbreiten und somit zu einer Labyrinthitis führen. Erkrankungen mancher Bakterienarten wie Tuberkulose oder Syphilis (Lues) können zu einer Streuung der Keime über die Blutbahn führen. In diesem Fall können sie auch aus dem Blut ins Innenohr gelangen und dort eine Labyrinthitis bedingen.
Viren können eine Labyrinthitis auslösen, indem sie sich von einem Schnupfen beziehungsweise einer Atemwegsinfektion zum Innenohr ausbreiten. Es handelt sich beispielsweise um Grippeviren (Influenza) oder um Adenoviren. Ebenso wie die bakterielle Meningitis (Hirnhautentzündung) kann auch die Virus-Meningitis zur Labyrinthitis führen. Gerade bei Kindern kann dies geschehen, die eine Hirnhautentzündung durch bestimmte Viren (Masern, Mumps) haben. Ungeborene Babys können eine Infektion über den Körper der Mutter bekommen, dadurch eine Labyrinthitis und Hörschäden entwickeln. Dies ist besonders beim Rötelnvirus und beim Zytomegalievirus der Fall.
Eine weitere, spezielle Form der viralen Labyrinthitis ist das Wiederaufflammen einer Infektion mit dem Virus Varizella zoster (Herpes zoster). Das ist das Virus, welches Windpocken und Gürtelrose verursacht und in einem Körperabschnitt verbleiben kann. Wird es wieder aktiviert, kommt es zu einer Entzündung (Herpes zoster oticus), die auch das Labyrinth mit einbeziehen kann.
In äußerst seltenen Fällen hat eine Labyrinthitis eine andere Ursache wie eine Autoimmunerkrankung (Erkrankung, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift).
Da das Innenohr aus einem Hör- und einem Gleichgewichtsapparat besteht, kommt es bei einer Labyrinthitis meist zu zwei Arten von Symptomen. Der Gleichgewichtssinn ist beeinträchtigt beziehungsweise Schwindel tritt auf, und es kommt zu Hörstörungen. Der Patient kann auf dem betroffenen Ohr schwerhörig sein und unangenehme Ohrgeräusche haben.
Übelkeit und Erbrechen sind eine häufige Begleiterscheinung der Labyrinthitis. Die Entzündung führt meist auch zu Ohrenschmerzen. Fieber findet sich oft bei Patienten mit Labyrinthitis.
Die Erkrankung, die erst zu der Labyrinthitis (Innenohrentzündung) geführt hat, zeigt sich ebenfalls oft anhand verschiedener Symptome. So kann ein Schnupfen bestehen, eine Mittelohrentzündung mit starken Schmerzen und Druckgefühl im Ohr oder bei einigen Patienten eine Hirnhautentzündung (Meningitis), die unter anderem durch starke Kopfschmerzen und einen verkrampften Nacken gekennzeichnet ist.
Der Arzt befragt den Patienten (Anamnese) und erfährt dabei etwas über die genauen Symptome und eine mögliche Ursache der Beschwerden. Zur folgenden HNO-Untersuchung gehört unter anderem der Blick in den Gehörgang, um eventuell eine Entzündung sehen zu können. Wichtig sind Prüfungen des Hörsinns wie ein Hörtest (Audiometrie), ein Stimmgabelversuch oder auch ein Tympanogramm (Untersuchung der Schwingungsfähigkeit des Trommelfells, mit der unter anderem ein Erguss im Mittelohr festgestellt werden kann).
Der Gleichgewichtssinn muss ebenfalls genau geprüft werden. Dazu führt der Arzt zunächst verschiedene einfache Versuche durch wie einen Standversuch mit geschlossenen Augen. Mit einer so genannten Frenzel-Brille wird geschaut, ob ein verdächtiges Augenruckeln (Nystagmus) besteht. Mit warmer oder kalter Flüssigkeit, die in den Gehörgang gegeben wird, kann die Funktion des Gleichgewichtsorgans beurteilt werden (thermische oder kalorische Vestibularisprüfung).
Als bildgebendes Verfahren, eine Labyrinthitis festzustellen, kann sich eine genaue Computertomographie (CT) eignen. Selten wird eine Kernspintomographie (MRT) durchgeführt.
Von einer Labyrinthitis (Entzündung im Innenohr) müssen mehrere andere Erkrankungen abgegrenzt werden, die mit Hör- und Gleichgewichtsstörungen einhergehen können. Dazu gehören unter anderem Nervenstörungen oder ein Schlaganfall (Apoplex), die Menière-Erkrankung (Morbus Menière, eine Innenohrkrankheit unbekannter Ursache) sowie weitere mögliche Störungen im Ohr.
Die Labyrinthitis wird mit Medikamenten behandelt. Beim Verdacht auf eine Infektion mit Bakterien werden Antibiotika gegeben, meist werden sie auch über die Vene (intravenös) verabreicht. In anderen Fällen kann sich Cortison eignen, die Entzündung zu vermindern. Es kann ebenso über die Vene gegeben werden. Außerdem werden Infusionen gegeben, wie sie auch zur Behandlung eines Tinnitus zum Einsatz kommen. Der Patient sollte allgemein Bettruhe einhalten und genügend Flüssigkeit aufnehmen.
Falls ein Erguss im Mittelohr (Paukenerguss) besteht, wird das Trommelfell eingeschnitten, damit die Flüssigkeit ablaufen kann. Ein Paukenröhrchen wird eingesetzt, das für eine Zeitlang das Trommelfell offen lässt, damit weiterhin der Erguss aus dem Mittelohr geleitet wird.
Bei jeder Entzündung des Innenohrs (Labyrinthitis) drohen prinzipiell bleibende Schäden des Hörvermögens und des Gleichgewichtssinns. Mit einer rechtzeitigen Behandlung lässt sich diese Gefahr weitestgehend ausräumen. Die Symptome verschwinden normalerweise nach einigen Tagen, manchmal nach wenigen Wochen. Eine dauerhafte Hörminderung oder Beeinträchtigung des Gleichgewichtsorgans lässt sich aber nicht ausschließen.
Letzte Aktualisierung am 07.12.2021.