Der Morbus Bowen (Bowen-Krankheit) ist eine Veränderung an der Haut, die in einen Hautkrebs übergehen kann. Es handelt sich beim Morbus Bowen um ein Carcinoma in situ. Das ist bösartig verändertes Gewebe, welches noch örtlich sehr begrenzt ist, so dass es noch nicht die so genannte Basalmembran durchbrochen hat und noch nicht streuen kann. Manchmal wird eine solche Veränderung auch Präkanzerose genannt, dies ist aber nicht ganz korrekt, denn das bösartige Gewebe ist im Gegensatz zur eigentlichen Präkanzerose beim Morbus Bowen bereits vorhanden. Der Morbus Bowen muss rechtzeitig entfernt werden, was mit einer kleinen Operation geschehen kann.
Tritt ein dem Morbus Bowen entsprechender Befund an einer Schleimhaut wie den Genitalien auf, so wird er als Erythroplasie oder Erythroplasia de Queyrat bezeichnet.
Morbus Bowen und Erythroplasie de Queyrat sind bösartig veränderte Zellen. Die Veränderung kann durch Einflüsse wie Sonneneinstrahlung beziehungsweise UV-Licht (ultraviolette Strahlung) ausgelöst werden. Auch Viren (Humane Papillomviren = HPV) und Giftstoffe (z. B. Arsen) können die Zellveränderung hervorrufen.
Die Krebsart, die aus dem Morbus Bowen entsteht, ist das Plattenepithelkarzinom oder Spinaliom (Stachelzellkarzinom). Es ist eine Art von weißem Hautkrebs.
Der Morbus Bowen ist ein einzeln stehender, meist kleiner Hautbefund mit uneinheitlichem Aussehen. Er enthält oft gerötete, weißliche und bräunliche Anteile, erhöhte und flache Bereiche und kann teilweise verhornt sein. Der Morbus Bowen weist einen scharfen Rand auf. Manchmal hat der Befund aber eine sehr eigenwillige Form. Die Veränderung geht im Laufe der Zeit nicht wieder zurück. Sie ist meist zwischen wenigen Millimetern und einigen Zentimetern groß.
Typischerweise tritt eine solche Veränderung in der zweiten Lebenshälfte (frühestens ab 40 Lebensjahren) auf. Männer sind vom Morbus Bowen häufiger betroffen als Frauen. Der Befund tritt am ehesten an Stellen wie dem Gesicht, dem Hals, dem Oberkörper, den Händen oder auch den Unterschenkeln auf, auch wenn er prinzipiell an jeder Stelle des Körpers entstehen kann.
An der Schleimhaut wird die gleiche Veränderung Erythroplasia de Queyrat (Erythroplasie) genannt. Am häufigsten betroffen sind der Penis (Vorhaut und Eichel) und die Scheide (Vulva), doch die Erythroplasie kommt auch am After oder an der Mundschleimhaut vor. Auch die Erythroplasie de Queyrat ist eine Krebsvorstufe beziehungsweise ein Carcinoma in situ (noch örtlich sehr begrenztes Karzinom). Sie sieht meist dunkelrot und scharf begrenzt aus.
Eine Hautveränderung wie der Morbus Bowen stört die Betroffenen oft nicht weiter, so dass viele meist über lange Zeit nicht mit der Fragestellung zum Arzt gehen. Solche Befunde sollten allerdings abgeklärt werden, um eine eventuelle Krebsvorstufe zeitnah entfernen zu können. Ein Arzt stellt den Verdacht auf einen Morbus Bowen oder eine Erythroplasie erst einmal durch den Anblick. Er schaut sich den Befund genau und auch unter Vergrößerung an. Die restliche Haut wird ebenfalls nach relevanten Veränderungen abgesucht. In der Anamnese (Untersuchungsgespräch) wird der Patient nach den Symptomen befragt beziehungsweise seit wann der Hautbefund besteht. Auch die Lebensweise sowie vorherige bekannte Erkrankungen sind für die Diagnose von Interesse. Der Nachweis des Morbus Bowen oder der Erythroplasie de Queyrat geschieht über eine Entnahme von Gewebe - oft schon im Ganzen - und der folgenden mikroskopischen Untersuchung im Labor.
Verschiedene kleinere Veränderungen der Haut müssen von einem Morbus Bowen abgegrenzt werden. Ganz besonders kann ein kleiner Herd der Schuppenflechte (Psoriasis) oder ein nummuläres (münzförmiges) Ekzem der Bowen-Krankheit ähneln.
Ein Befall mit Morbus Bowen muss entfernt werden. Dazu kann eine kleine Operation vorgenommen werden, in der der Befund mit ausreichendem Sicherheitsabstand herausgeschnitten wird. Im Regelfall reicht dazu eine örtliche Betäubung aus.
Als Alternative zur Operation können sich mehrere andere Verfahren eignen. So ist eine Lasertherapie möglich. Eine photodynamische Therapie, die beim Morbus Bowen vorgenommen werden kann, ist eine Laserbehandlung mit vorheriger Einwirkung einer Salbe mit Farbstoff. Dieser Farbstoff wird durch die Laserstrahlen in einen aktiven Wirkstoff verwandelt, der gegen die veränderten Zellen wirkt. Weitere Möglichkeiten können die Vereisung (Kryotherapie) oder Chemotherapie sein. Bei der Erythroplasie de Queyrat (Morbus Bowen der Schleimhäute) muss gelegentlich auch eine Bestrahlung als Therapie angewendet werden.
Morbus Bowen und Erythroplasie de Queyrat sind bösartiges Gewebe, die unbehandelt in einen Hautkrebs (oder Schleimhautkrebs) übergehen können. Wird der Befund rechtzeitig entfernt, dann ist die Prognose gut. Hat es sich um einen Morbus Bowen und noch nicht um einen darüber hinausgehenden Krebs gehandelt, dann konnte der Befund noch keine Metastasen (Tochtergeschwülste) absetzen. Meist lässt sich der Morbus Bowen komplett beseitigen. Bisweilen ist es aber möglich, dass ein Morbus Bowen an der Stelle wieder auftritt (Rezidiv). Deshalb sollte der Patient sich regelmäßig vom Hautarzt kontrollieren lassen.
Die Prognose ist dementsprechend stark verschlechtert, wenn das veränderte Gewebe die so genannte Basalmembran überschritten hat und somit in andere Körperbereiche streuen kann. Das Krebsgewebe kann ebenfalls in der Umgebung zerstörerisch wirken.
aktualisiert am 06.12.2022