Beschwerden durch Hämorrhoiden sind ein Tabu, das selbst bei Gesprächen im vertrauten Kreis selten thematisiert wird. Vermutlich hat jeder Zweite, der über 50 Jahre alt ist, bereits Bekanntschaft mit dem unangenehmen Leiden gemacht oder sogar regelmäßig damit zu tun. Dabei lassen sich viele Hämorrhoidenerkrankungen mit einfachen Maßnahmen lindern oder sogar vermeiden.
Ein wesentlicher Baustein für eine gesunde Verdauung ist eine ballaststoffreiche Ernährung. Ballaststoffe in der Nahrung dienen als Quellstoffe im Darm. Man unterscheidet lösliche und unlösliche Ballaststoffe. Die löslichen Ballaststoffe werden von den Bakterien im Darm abgebaut, was den Stuhl weicher macht. Unlösliche Ballaststoffe werden kaum abgebaut, vergrößern aber das Stuhlvolumen. Dadurch wird die Bewegung des Darms (Peristaltik) angeregt. Viele Ballaststoffe in der Nahrung sorgen also für einen regelmäßigen und nicht zu festen Stuhlgang. Dies hilft dabei, vergrößerte Hämorrhoiden zu verhindern.
Wer sich ausgewogen ernährt, nimmt ausreichend Ballaststoffe zu sich: Ein guter Start in den Tag beginnt mit Vollkornbrot, Müsli oder Haferflocken. Zwischenmahlzeiten aus Obst enthalten zusätzlich Ballaststoffe. Zur Hauptmahlzeit sollte ausreichend Salat und Gemüse auf den Tisch kommen. Als Beilage eignen sich Vollkornreis, Vollkornpasta oder Kartoffeln.
30 Gramm Ballaststoffe sollte ein Erwachsener täglich zu sich nehmen. Wer sich bei Beilagen oder Brot für die Vollkornvariante entscheidet und sich an die empfohlenen fünf Portionen Gemüse beziehungsweise Obst hält, nimmt ausreichend Ballaststoffe zu sich.
Wer das Gefühl hat, mit dem Essen nicht genügend Ballaststoffe aufzunehmen, kann seine Ernährung zusätzlich damit anreichern. Dafür eignet sich zum Beispiel täglich ein Esslöffel voll Weizenkleie, Leinsamen oder Chiasamen in Joghurt oder Müsli eingerührt. Auch Rosinen, getrocknetes Obst oder – am besten ungesalzene – Nüsse enthalten viele Ballaststoffe.
Übertreiben sollte man es nicht, denn ein Zuviel an Ballaststoffen kann den Darm überlasten, zu Blähungen oder sogar zu Verstopfung führen.
Damit die Quellstoffe in der Ernährung quellen können, muss eine ballaststoffreiche Ernährung mit der Aufnahme von viel Flüssigkeit einhergehen. Ansonsten führt es dazu, dass die Ballaststoffe dem Darm Flüssigkeit entziehen und es trotz ballaststoffreicher Ernährung zu Verstopfung kommt.
Bei einer trägen Verdauung bewährt sich ein Glas nicht zu kaltes Wasser oder Saft vor dem Frühstück.
Eine Suppe vor der Hauptmahlzeit bekämpft den größten Hunger und kann als warme Zwischenmahlzeit oder leichte Abendmahlzeit dienen. Gleichzeitig liefert sie Flüssigkeit und ist leicht verdaulich.
Über den Tag verteilt sollte man mindestens zwei Liter trinken. Am besten eignen sich Mineralwasser, Früchte- und Kräutertee sowie Fruchtsaftschorle. Um das Trinken nicht zu vergessen, stellt man sich am besten bei Arbeitsbeginn eine Kanne bereit, sodass man regelmäßig nachschenken kann.
Bewegung ist der Gesundheit allgemein zuträglich und hilft auch gegen Darmträgheit. Am besten eignen sich Sportarten wie Radfahren, Wandern oder Schwimmen. Tennis, Squash, Joggen oder allgemein Sport, der mit Aufprallbewegungen verbunden ist, belastet den Beckenboden und ist bei Hämorrhoiden weniger geeignet. Das Gleiche gilt für Sportarten wie Gewichtheben oder Krafttraining. Viel schweres Heben und Tragen sollte man ebenso vermeiden.
Wer einem sitzenden Beruf nachgeht, sollte zwischendurch für Bewegung sorgen, die Treppe statt des Aufzugs nehmen und in der Mittagspause nach dem Essen lieber noch ein paar Schritte gehen, statt in der Kantine sitzenzubleiben. Damit lassen sich Blutstauungen im Beckenboden, die durch langes Sitzen entstehen, vermeiden.
Der klassische Verdauungsspaziergang hat seine Berechtigung. Wer nach dem Essen spazieren geht, fördert die Peristaltik (Darmaktivität). Die Nahrung wird schneller durch Magen und Darm transportiert. Schon zehn Minuten Spazierengehen nach dem Essen wirken sich verdauungsfördernd aus.
Beckenbodengymnastik ist nicht nur für Frauen nach der Schwangerschaft geeignet. Sind die Muskeln und Bänder im Beckenboden trainiert, hat das auch positive Auswirkungen auf die Entleerung des Darms.
Eine einfache Übung, die sich jederzeit unauffällig bei der Arbeit, in der Bahn oder zu Hause durchführen lässt, geht auf folgende Weise: Sitzend, mit rundem Rücken, spannt man alle Muskeln rund um den After an, als wolle man den After nach innen ziehen. Bauchmuskeln und Pomuskeln bleiben dabei locker. Die Spannung hält man ein paar Sekunden und lässt dann wieder los. Diesen Vorgang wiederholt man mehrfach.
Es gibt zahlreiche einfache Übungen wie diese, mit der sich die Beckenmuskulatur trainieren lässt. Beckenbodengymnastik wird – nicht nur für Frauen – in vielen Sportvereinen angeboten.
Wer unter erweiterten Hämorrhoiden leidet, für den kann das Thema Verdauung leicht zum Zwang werden. Immer noch ist die Idealvorstellung vom täglichen Stuhlgang weit verbreitet. Die Regelmäßigkeit der Verdauung ist jedoch individuell unterschiedlich. Als medizinisch „normal“ gilt es, wenn Stuhlgang zwischen dreimal täglich oder nur alle drei Tage stattfindet. Man muss also nicht jeden Tag „müssen“ und sollte dies auch nicht mit Abführmitteln herbeiführen. Die Vorstellung, der Körper müsse jeden Tag Kot absetzen, um Giftstoffe loszuwerden, ist falsch.
Häufig liest man die Empfehlung, man solle jeden Tag zur gleichen Zeit zur Toilette gehen, um den Darm zur Entleerung zu „erziehen“. Solche starren Vorgaben sind jedoch nicht ratsam, sondern es ist von Vorteil, nur zur Toilette zu gehen, wenn man muss. Dann allerdings sollte man nicht zu lange warten, sondern nach Möglichkeit dem Stuhldrang nachkommen.
Übergewicht begünstigt Darmträgheit. Mit jedem Kilo zu viel entsteht ein erhöhter Druck im Bauchraum. Dies führt dazu, dass die Blutzirkulation im Bereich des Enddarms behindert wird und die stark durchbluteten Gefäßpolster am Ausgang des Enddarms sich erweitern.
Rigorose Diäten sind zum Abnehmen nicht geeignet. Eine Reduzierung von Fett und Zucker in Verbindung mit der oben erwähnten ballaststoffreichen Ernährung und ausreichend Bewegung verringert das Körperfett langsam, aber stetig. Wer ein bis zwei Kilo Gewicht pro Monat verliert und dabei seine Ernährung langfristig umstellt, hat die besten Chancen, anschließend sein Normalgewicht zu halten.
Auch wenn es für Menschen, die häufig unter hartem Stuhl oder tagelanger Verstopfung leiden, verführerisch klingt: Abführmittel (Laxanzien) sind tabu. Dazu zählen auch die frei verkäuflichen, die als rein pflanzlich beworben werden. Wer körperlich in der Lage ist, sich ausreichend zu bewegen, und sich gesund ernährt, sollte auf die kleinen Helferlein aus der Apotheke verzichten.
Abführmittel, egal welcher Art, sollten Ausnahmesituationen vorbehalten sein.
Wer seiner Verdauung dauerhaft medikamentös auf die Sprünge hilft, erreicht das Gegenteil. Beim Abführen gehen dem Körper nicht nur wichtige Mineralsalze verloren, die künstlich herbeigeführte Darmtätigkeit führt langfristig dazu, dass der Darm noch träger wird. Mehr und mehr stellt er seine natürliche Bewegung ein und wartet auf den medikamentösen Anstoß von außen. Auf diese Weise entsteht ein ungesunder Teufelskreis: Die Dosierung des Abführmittels muss weiter erhöht werden, um einen Stuhlgang herbeizuführen. Abführmittelmissbrauch führt in die Abhängigkeit von Laxanzien, ohne die man schließlich gar nicht mehr zur Toilette kann.
Abgesehen davon kann der dauerhafte Missbrauch von Abführmitteln, auch denen, die als pflanzlich angeboten werden, möglicherweise krebsfördernd sein.
Wer über lange Zeit Abführmittel eingenommen hat, sollte diese nicht abrupt absetzen, sondern die Dosierung verringern und den Gebrauch langsam ausschleichen. Am besten geschieht dies in Absprache mit dem Hausarzt.
Viele Menschen haben aus ihrer Toilette zu Hause einen Ort zum Wohlfühlen gemacht. Dort lesen sie in Ruhe ihre Zeitung und pflegen ihre Social-Media-Kontakte auf dem Smartphone. Gerade in größeren Haushalten mag die Toilette einer der wenigen Orte sein, an denen man seine Ruhe hat. Trotzdem sind lange Sitzungen wenig empfehlenswert, denn sie belasten den Beckenboden und begünstigen Hämorrhoiden.
Erweiterte Hämorrhoiden stehen in engem Zusammenhang mit starkem und langem Pressen beim Stuhlgang. Mit Ernährung und Bewegung sollte man dazu beitragen, dass der Stuhl weich ist. Idealerweise genügt beim Stuhlgang ein leichtes Pressen und das Entspannen des Schließmuskels.
Bei Hämorrhoiden ist der Afterbereich besonders empfindlich, daher sollte man das Reiben mit hartem Toilettenpapier vermeiden. Besser noch als weiches Toilettenpapier ist eine Reinigung mit lauwarmem Wasser. Da im deutschsprachigen Raum Bidets nicht sehr verbreitet sind, empfiehlt sich ansonsten nach dem Stuhlgang zusätzlich zum Toilettenpapier die sanfte Reinigung mit Wasser und (Einmal-)Waschlappen. Anschließend sollte der empfindliche After trockengetupft werden. Alternativ kann feuchtes Toilettenpapier ohne Seifenzusatz verwendet werden.
Sind bereits Hämorrhoiden vorhanden, halten Analvorlagen aus der Apotheke den möglicherweise nässenden Analbereich trocken und schützen die umliegende Haut. Um den Darmausgang elastisch zu halten, empfiehlt sich die Pflege des Afters mit gereinigtem Olivenöl.
Sicher gibt es Menschen, die sich an viele der oben empfohlenen Maßnahmen halten und trotzdem unter erweiterten Hämorrhoiden leiden. Tatsächlich können eine ererbte Bindegewebsschwäche oder eine Schwangerschaft die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigen. Im Alter nimmt die Elastizität der Blutgefäße und des Bindegewebes ab, sodass sich leichter Hämorrhoiden bilden können.
Wer unter Juckreiz im After leidet oder hellrote Blutspuren am Toilettenpapier feststellt, sollte den Arzt aufsuchen. In einem frühen Stadium lassen sich erweiterte Hämorrhoiden einfach und ohne chirurgische Maßnahmen behandeln. Auch ist es wichtig sicherzugehen, dass die Beschwerden tatsächlich von Hämorrhoiden herrühren und nicht von einer anderen Enddarmerkrankung.
Internisten im Netz – Hämorrhoiden: Vorsorge & Schutz: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/haemorrhoiden/vorsorge-schutz.html (online, letzter Abruf: 31.10.2019)
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Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., DGE aktuell, 2012 06/2012 – Mehr Ballaststoffe bitte! Ballaststoffzufuhr lässt sich im Alltag leicht steigern: https://www.dge.de/presse/pm/mehr-ballaststoffe-bitte/ (online, letzter Abruf: 31.10.2019)
Welt, Manfred Pantförder – Wie Ballaststoffe unsere Verdauung ankurbeln: https://www.welt.de/gesundheit/article10690462/Wie-Ballaststoffe-unsere-Verdauung-ankurbeln.html (online, letzter Abruf: 31.10.2019)
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lifeline Special Hämorrhoiden, Silke Stadler – Beckenbodentraining – auch bei Hämorrhoiden wichtig: https://www.haemorriden.net/behandlung/beckenbodentraining-id63503.html (online, letzter Abruf: 31.10.2019)
Süddeutsche Zeitung (dpa/tmn) – Zeitungsverbot auf dem Klo: Hämorrhoiden nicht aussitzen: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-zeitungsverbot-auf-dem-klo-haemorrhoiden-nicht-aussitzen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-141126-99-02122 (online, letzter Abruf: 31.10.2019)
aktualisiert am 01.11.2019