Darmpolypen bilden sich aus der Darmschleimhaut: Hier wachsen sie als pilzartige, zotten-artige oder flach aufliegende Gebilde, die in den Dickdarm hineinragen. Die gut durchblutete Darmschleimhaut ist von Drüsen durchsetzt und spielt eine wichtige Rolle bei der Verdauung. Sie ist die innerste von vier Schichten, aus denen sich die Darmwand zusammensetzt. Nährstoffe und Wasser gelangen beispielsweise direkt durch die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf. Umgekehrt werden durch sie Enzyme und Gewebs-Hormone zur Steuerung des Verdauungsprozesses abgegeben. Zudem verhindert die Schleimhaut das Eindringen von Krankheitserregern und Parasiten.
Um diese vielfältigen Funktionen erfüllen zu können, müssen sich die Zellen der Dickdarmschleimhaut laufend erneuern. Treten winzige Fehler bei der Zell-Replikation (Zellbildung) auf, kommt es zu unkontrollierten Wucherungen: Polypen entstehen.
Kleine Darmpolypen sind harmlos. Die Gefahr liegt im „aus der Bahn geratenen“ Zellwachstum. Ist dieses erst einmal in Gang gekommen, wachsen Polypen in vielen Fällen weiter und es bilden sich bösartige Tumore.
In den westlichen Industrieländern ist gut die Hälfte aller Menschen über 70 von Polypen im Darm betroffen. Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung trägt, bemerkt oder unbemerkt, die Wucherungen mit sich herum, teilweise schon in jüngeren Jahren. Im Lauf eines Jahrzehnts etwa entstehen daraus öfter Krebs-Tumore. In 90 Prozent aller Fälle bösartiger Wucherungen waren zuvor Darmpolypen diagnostiziert worden. Doch was begünstigt das Polypen-Wachstum?
Bezeichnenderweise leiden in Afrika oder Asien kaum Patienten unter Darmpolypen oder Darmkrebs. Das lässt Rückschlüsse auf die Ernährung und die Lebensweise zu: Zu viel Fett und Zucker, zu wenig frische, ballaststoffreiche und natürliche Nahrung, zu viel Alkohol und Nikotin sowie Bewegungsmangel tragen dazu bei, dass sich Polypen im Darm ansiedeln.
Wissenschaftlich überprüft und belegt wurde die positive Wirkung von konzentrierter Kalziumzufuhr: Dem erneuten Entstehen von Darmpolypen nach einer Entfernung mittels Koloskopie (Darmspiegelung) ließ sich mit Kalzium erfolgreich gegensteuern.
Bei einigen Menschen liegen fehlerhafte Zellen bereits vor - in Form ererbter Defekte. So wird auch die Eigenschaft weitergegeben, dass anstelle gesunder Darmschleimhaut häufig Polypen wuchern. Je früher dies geschieht, desto größer ist das Risiko, dass sich daraus Darmkrebs entwickelt.
Dies ist beispielsweise der Fall bei familiärer adenomatöser Polyposis, kurz FAP genannt. Die Erkrankung als solche ist selten. Bei den Betroffenen wachsen überall im Darm Polypen mit Schleimhautdrüsen, Adenome. Weitere Merkmale sind unregelmäßig gewachsene Zähne, veränderte Augenpigmentierung und die Neigung, Polypen auch im Magen und Knochenwucherungen zu entwickeln. Im Erwachsenenalter machen sich die Darmpolypen mit Bauchschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Abmagerung und blutigen oder schleimigen Durchfällen bemerkbar. Auch die Schilddrüse sollte in diesen Fällen gut beobachtet werden. Das Krebsrisiko ist stark erhöht.
Weniger gefährlich, aber dennoch ein erhöhtes Risiko stellt die MUTYH-assoziierte Polyposis dar: Auch hier lässt ein Gendefekt Darmpolypen wachsen.
Ebenfalls ein genetischer Defekt ist verantwortlich für das Hamartomatöse Polyposis-Syndrom. Dieses begünstigt Geschwulste und Polypen überall im Körper. Die Darmpolypen können schon in jungen Jahren zu einem Darmverschluss führen. Krebs kann vermehrt an der Bauchspeicheldrüse, den Eierstöcken und im Darm entstehen.
Noch sind nicht alle Faktoren bekannt, die das Wachstum von Darmpolypen begünstigen. Eine vernünftige Lebensweise und je nach Alter das Wahrnehmen der Vorsorgeuntersuchungen helfen, das Krebsrisiko zu senken.
aktualisiert am 13.09.2019