Bei einer Senkniere oder Wanderniere (Nephroptose) kommt es zu einer starken Verschieblichkeit der Niere und zum Absinken des Organs bei aufrechter Körperhaltung. Durch eine Bindegewebsschwäche verlagert sich die betroffene Niere nach unten. Bei Beschwerden (Harnaufstau, Schmerzen) ist eine Operation zur Befestigung der Niere (Nephropexie) angezeigt.
Der Grund für die Nierenbeweglichkeit ist eine mangelnde Fixierung durch Fettkapsel und Blutgefäße, wofür meist ein geschwächtes Bindegewebe verantwortlich ist. Dies ist oft bei besonders schlanken Personen beziehungsweise nach einem stärkeren Gewichtsverlust der Fall. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, in der Mehrzahl der Fälle findet sich die Erkrankung an einer rechten Niere.
Die betroffene Niere bewegt sich nach unten, wenn der Patient eine aufrechte Körperposition einnimmt (Stehen, Sitzen). Je nach Ausprägungsgrad kann die Niere bis in das Becken hinuntergleiten. In vielen Fällen werden keine Beschwerden durch die Krankheit verursacht. Durch die Zugwirkung an den Gefäßen kann es bei hinabgesunkener Niere zu Schmerzen kommen, die meist nach dem Hinlegen wieder abnehmen. Eine Minderdurchblutung der Niere mit Erhöhung des Blutdrucks kann die Folge sein. Problematisch werden kann auch ein Abknicken des Harnleiters, der die Niere mit der Harnblase verbindet. Es kommt dann zum Harnstau, die Niere kann unter Umständen stark geschädigt werden. So kann es beispielsweise zu einer starken Erweiterung des Nierenbeckens und des Kelchsystems kommen (Hydronephrose, „Wassersackniere“). Nierensteine können sich bilden. Auch Harnwegsinfektionen mit Nierenbeckenentzündung können vermehrt auftreten.
Es erfolgt eine Patientenbefragung (Anamnese) sowie eine körperliche Untersuchung. Die Senkniere wird vor allem in bildgebenden Verfahren, z. B. Ultraschall und einer speziellen Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung (Ausscheidungsurographie) festgestellt.
Andere Erkrankungen mit ähnlichen Schmerzen und einer Harnstauung müssen von der Wanderniere unterschieden werden, z. B. Harnsteine oder Tumore.
Wenn keine oder nur geringe Beschwerden sowie keine Funktionseinschränkungen bestehen, muss die Nephroptose nicht behandelt werden. Leichte Schmerzen können eventuell durch Medikamente gelindert werden.
Sind die Beschwerden stärker oder bestehen Harnflussstörungen oder Funktionseinbußen, so wird eine Operation zur Befestigung der Niere durchgeführt (Nephropexie).
Die Operation einer Senkniere beziehungsweise Wanderniere erfolgt in Vollnarkose.
Es erfolgt ein Hautschnitt an der Flanke. Durch Nähte wird die bewegliche Niere auf regelrechter Höhe an der Rückenmuskulatur oder an einer Rippenunterkante befestigt. Damit ein besserer Halt möglich ist, können Einkerbungen an der Nierenkapsel vorgenommen werden.
Im Anschluss wird ein Drainageschlauch in das Operationsgebiet eingeführt, um Wundflüssigkeit aufzufangen. Der Schlauch kann nach wenigen Tagen wieder entfernt werden.
Bei Komplikationen oder unerwarteten Befunden kann es in einigen Fällen notwendig sein, eine Erweiterung oder Abänderung der Operationsmethode vorzunehmen.
Organe und Strukturen im Operationsbereich können verletzt werden. Bei seltenen Organverletzungen (z.B. Darm) kann es zu lebensbedrohlichen Zuständen wie beipielsweise einer Bauchfellentzündung kommen, bei Gefäßverletzungen kann es zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Nervenverletzungen können zu Schmerzen, Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl und weiteren Ausfällen führen. Infektionen, Wundheilungsstörungen, überschießende Narbenbildung können vorkommen. Nach Befestigung der Niere an einer Rippe kann es zu einer Reizung der Knochenhülle kommen. Allergische Reaktionen können nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In den meisten Fällen wird durch die Operation ein stärkeres Absacken der Niere verhindert, so dass die Beschwerden verschwinden. Es ist nicht auszuschließen, dass eine abnorme Beweglichkeit dennoch weiterhin bestehen bleibt oder erneut auftritt (Rezidiv).
Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Aspirin® oder Marcumar®, müssen in der Regel in Absprache mit dem Arzt vor der Operation abgesetzt werden.
Bei stärkeren Schmerzen kann durch den Arzt ein Schmerzmedikament gegeben werden.
Für sechs bis zwölf Wochen ist eine körperliche Schonung erforderlich. Um ein Ausreißen der Nähte zu verhindern, sollte der Patient insbesondere nicht zu stark den Bauch pressen, keine schweren Gegenstände heben und möglichst wenig husten. Der Patient sollte nach der Operation genügend Flüssigkeit zu sich nehmen.
Kontrolluntersuchungen sollten wahrgenommen werden.
Ergeben sich Auffälligkeiten, die auf eine Komplikation hindeuten könnten, so sollte umgehend der Arzt informiert werden.
aktualisiert am 16.11.2023