Nahtmaterial dient dem Verschluss von Wunden. Diese können mit verschiedenartigem Nahtmaterial versorgt werden. So stehen für den Wundverschluss nicht nur unterschiedliche Fäden, sondern auch Klammern zur Verfügung. Auch mithilfe von Klebstoffen können Wundränder adaptiert (zusammengefügt) werden.
Nahtmaterial kommt in verschiedenen Fällen zur Anwendung. Beispielsweise werden nach einer Operation die Schnitte mit Nahtmaterial versorgt. Aber auch diverse Wunden, die sich Patienten aufgrund von Verletzungen außerhalb des Krankenhauses zuziehen können, werden häufig mit Nahtmaterial verschlossen. Eine der Bedingungen hierfür ist allerdings, dass die Wunde möglichst nicht älter als 24 Stunden ist. Diese Zeitbegrenzung kann aber von Fall zu Fall etwas differieren.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, welche Art von Nahtmaterial verwendet wird: Bestimmte Fäden lösen sich im Körper wieder auf (sind resorbierbar), andere bleiben unverändert (sind nicht resorbierbar).
Einerseits gibt es Fäden, die lediglich einsträngig sind. Diese nennen sich auch monofile Fäden. Andererseits gibt es aber auch Fäden, die aus mehreren Strängen bestehen. Diese können umeinander gedreht oder geflochten sein (polyfile Fäden). Monofile Fäden haben den Nachteil, dass sie vergleichsweise schlecht zu knoten sind, auf der anderen Seite lassen sie sich jedoch besser durch das Gewebe ziehen als andere Fäden. Dies liegt daran, dass ihre Oberfläche sehr glatt ist. Bei polyfilen Fäden ist die Oberfläche rauer, aus diesem Grund hält der Knoten besser als bei einsträngigen Fäden. Der Nachteil dieser Fäden ist allerdings, dass sie sich nicht so gut durch das Gewebe ziehen lassen wie die monofilen Fäden.
Für den Wundverschluss stehen verschiedene Fadenstärken zur Verfügung. Es existieren verschiedene Einteilungen, auf die hier jedoch nicht näher eingegangen werden soll. Der Durchmesser eines Fadens kann im Prinzip 0,001 Millimeter bis zu 0,999 Millimeter betragen. Welche Fadenstärke gewählt wird, hängt davon ab, welches Gewebe genäht werden soll.
Bei einer einfachen Hautnaht kommen vor allem nichtresorbierbare, monofile Fäden zur Anwendung. Um die Unterhaut, das Subkutangewebe, zu nähen, werden in der Regel resorbierbare, geflochtene Fäden benutzt. Sehr kleine und oberflächliche Verletzungen können mithilfe eines Gewebeklebers versorgt werden.
Mithilfe der Nadeln werden die Fäden durch das zu nähende Gewebe gezogen. Wenn der Faden im Nadelschaft versenkt ist, also die Nadel stufenlos in den Faden übergeht, handelt es sich definitionsgemäß um atraumatisches Nahtwerkzeug. Die Nadeln selbst lassen sich in gerade und gebogene Nadeln einteilen. Gebogene Nadeln sind besonders dann geeignet, wenn wenig Raum für die Naht da ist. Für sehr starkes Gewebe gibt es Nadeln, die dreieckig geformt sind und an den Seiten scharf sind, das heißt sie schneiden beim Durchführen durch das Gewebe. Für Gewebe, das wenig Widerstand hat, existieren so genannte Rundkörpernadeln mit schmaler Spitze. Es gibt sie auch in den Varianten mit dreieckiger, stumpfer und flacher Spitze. Für Haut und anderes empfindliches Gewebe empfiehlt es sich, grundsätzlich möglichst atraumatisches Nahtmaterial zu benutzen, damit unnötige Schädigungen vermieden werden.
Wunden können prinzipiell auch mit Metallklammern verschlossen werden. Die Klammergeräte funktionieren ähnlich einem Tacker für Papier. Der Vorteil der Klammernähte ist, dass sie sehr schnell gesetzt werden können. Unter anderem aus diesem Grund wird die Klammertechnik auch gerne in Krankenhäusern verwendet, um Schnitte nach Operationen zu versorgen. Sie werden ebenso bei Wunden, die unter hoher Spannung stehen, eingesetzt, zum Beispiel an der Kopfhaut. Die Vorteile der Wundklammern sind:
Auch die spätere Entfernung der Klammern ist recht einfach, da sie sich recht schnell aufbiegen lassen. Der Nachteil ist, dass beim Klammern der Druck auf das Gewebe nicht so gut gesteuert werden kann, wie es bei der Naht mit einem Faden möglich ist. Das Endergebnis der Nähte mit der Klammertechnik ist kosmetisch häufig nicht so befriedigend wie bei den Nähten mit dem Faden.
Wunden können auch weniger invasiv ("eindringend") als mit dem Faden oder mit Metallklammern verschlossen werden. Dies ist mit Hilfe von sogenannten Steristrips oder mit bestimmten Klebstoffen möglich. Die Steristrips sehen aus wie kleine Klebestreifen und werden quer zum Wundverlauf auf die Haut geklebt, um die Wundränder aneinanderzufügen. Sie können benutzt werden, wenn die Wunden relativ klein und oberflächlich sind. Steristrips sind vor allem bei Kindern beliebt. Mit speziellen Gewebekleber ist es ebenfalls möglich, Wundränder zu adaptieren. Der Kleber wird oberflächlich aufgebracht, verändert seine Struktur (polymierisiert) im Wundspalt und hält die Geweberänder so zusammen. Die Spezialklebstoffe kommen ebenso wie die Steristrips bei relativ kleinen und wenig tiefen Wunden zur Anwendung.
Der Wundverschluss mit Hilfe von Fäden, Klammern oder Klebstoffen ist in der Regel nicht mit Komplikationen verbunden. Allerdings ist es zumindest denkbar, dass durch den Einstich Blutungen oder Infektionen verursacht werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Körper auf das Fadenmaterial, was ja einen Fremdkörper darstellt, reagiert und ein so genanntes Fadengranulom (entzündliche Gewebsvermehrung) bildet. In sehr seltenen Fällen kommt es außerdem vor, dass bei der Entfernung ein Stückchen des Fadens in der Wunde verbleibt und im Nachhinein noch einmal entfernt werden muss.
aktualisiert am 11.12.2019