Das Restless Legs Syndrom (RLS), auf deutsch Syndrom der ruhelosen Beine, ist eine chronische neurologische Erkrankung, die zu unangenehmen Gefühlsstörungen in den Beinen, seltener auch in den Armen, führt. Die Patienten beschreiben die Beschwerden als ein Kribbeln oder Ziehen tief in den Beinen, selten auch als Schmerz, die sich durch Bewegung bessern. Häufig fällt die Erkrankung durch chronische Schlafstörungen auf, die Betroffenen haben Ein- und Durchschlafstörungen und müssen aufgrund der Gefühlsstörungen manchmal die ganze Nacht umherlaufen. Etwa 20 Prozent aller chronischen Schlafstörungen sind durch das Restless Legs Syndrom bedingt. Auch bei stillem Sitzen oder Liegen am Tage kann das Kribbeln auftreten, die Patienten müssen dann die Beine bewegen, um eine Besserung zu bewirken.
Es handelt sich um eine häufig auftretende Erkrankung, es wird geschätzt, dass ca. 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung davon betroffen sind. 60 Prozent davon sind Frauen.
Die Ursache des Restless Legs Syndrom ist vermutlich eine angeborene Veranlagung. Die Erkrankung wird in Familien weitergegeben, häufig tritt sie dann in jeder neuen Generation etwas früher auf, dieses Phänomen ist auch von anderen genetischen Erkrankungen bekannt und wird als Antizipation bezeichnet. Das betroffene Gen konnte allerdings noch nicht entdeckt werden. Man unterscheidet zwei Formen des Restless Legs Syndroms, die idiopathische, also von selbst auftretende Form und die sekundäre Form, die durch einen Auslöser auftritt. Auslösefaktoren sind zum Beispiel:
Die genaue Entstehung der Krankheit ist noch nicht geklärt und Gegenstand aktueller Forschung. Man vermutet eine Störung des Gehirnstoffwechsels, bei dem der Neurotransmitter Dopamin, ein wichtiger Botenstoff des Gehirns, eine zentrale Rolle spielt. Mehrere Veränderungen in der Erregbarkeit bestimmter Areale des Gehirns konnten in Studien nachgewiesen werden, allerdings lässt dies noch nicht auf die Entstehung der Erkrankung schließen.
Als verstärkende Faktoren werden Alkohol, Kaffee und Zigarettenrauchen genannt. Vor allem bei Frauen führen diese Mittel häufig zu einem Ausbruch oder einer Verstärkung der Symptomatik.
Die Symptome beginnen meist im dritten Lebensjahrzehnt, können aber prinzipiell in jedem Alter auftreten und sind auch bei Kindern schon beschrieben worden. Mit steigendem Alter nehmen die Beschwerden meist eher zu.
Die Betroffenen des Restless Legs Syndroms klagen über unangenehme und schwer zu beschreibende Gefühlsstörungen in den Beinen und manchmal auch in den Armen. Diese Phänomene werden dabei als Brennen, Stechen, Kribbeln und manchmal auch als Schmerz beschrieben. Sie treten in Ruhe auf, vor allem nachts, und bessern sich durch Bewegung. Häufig werden auch unwillkürliche, also nicht willentlich steuerbare, Bewegungen beschrieben. Da die Gefühlsstörungen vor allem nachts auftreten, leiden die meisten Betroffenen vor allem unter chronischen Schlafstörungen. Das Ein- und Durchschlafen ist gestört, oftmals handelt es sich dabei auch um häufiges kurzzeitiges Aufwachen, ohne dass der Patient sich daran erinnern kann. In Aufzeichnungen des Schlaflabors werden meist häufige im Schlaf auftretende Bewegungen gemessen, die zu diesem kurzen Erwachen führen. Durch den gestörten Schlaf sind die Patienten tagsüber oft müde, unkonzentriert, wenig leistungsfähig und vergesslich. Auch Depressionen als Folge des Restless Legs Syndroms werden beschrieben.
Die Diagnose des Restless Legs Syndroms wird meist von einem Neurologen, einem Nervenarzt, gestellt. Die Beschreibung der Beschwerden durch den Patienten sind charakteristisch, so dass der Verdacht durch die Schlafstörungen in Verbindung mit Missempfindungen auf das Restless Legs Syndrom gelenkt wird. Der Versuch, ob eine Besserung durch eine einmalige Gabe von Dopamin eintritt, kann als beweisender Test dienen.
Auch durch eine Diagnostik im Schlaflabor, mit einer so genannten Polysomnie, kann das Restless Legs Syndrom nachgewiesen werden.
Mögliche Differentialdiagnosen sind:
Bei vielen Patienten ist das Syndrom nur wenig stark ausgeprägt und damit nicht allzu sehr belastend, wenn das der Fall ist, ist keine Therapie nötig. Ist das Restless Legs Syndrom durch einen Auslöser verursacht worden, liegt also die sekundäre Form vor, so ist nach Möglichkeit zunächst dieser Auslöser zu beseitigen, zum Beispiel durch die Therapie eines Nierenversagens oder die Behandlung eines Eisenmangels. Handelt es sich über ein vorübergehendes Restless Legs Syndrom während der Schwangerschaft, so wird von einer Therapie abgeraten.
Handelt es sich um die von allein, also idiopathisch, aufgetretene Form so ist eine symptomatische Therapie möglich. Da es sich beim Restless Legs Syndrom wahrscheinlich um eine Störung des Dopaminstoffwechsels im Gehirn handelt wird auch an dieser Stelle symptomatisch eingegriffen. Wirksam ist die Therapie mit Dopaminagonisten, das sind Stoffe die im Gehirn die gleiche Wirkung wie Dopamin entfalten. Diese Medikamente zeigen normalerweise eine sofortige Wirkung und können damit auch als ein Beweis der Diagnose angesehen werden.
Handelt es sich um eine starke Ausprägung des Restless Legs Syndroms, zum Beispiel bei starker Schmerzhaftigkeit der Missempfindungen, oder ist eine Dopamintherapie nicht ausreichend wirksam, so kann die Therapie mit Opiaten, das sind starke Schmerzmittel, Linderung bringen. Zusätzlich gibt es noch mehrere medikamentöse Therapieoptionen, wie zum Beispiel mit Medikamenten die normalerweise gegen die Epilepsie eingesetzt werden, die aber insgesamt eher selten eingesetzt werden. Die Erkrankung ist allerdings nicht heilbar, die Medikamente müssen von den Betroffenen normalerweise über einen sehr langen Zeitraum, eventuell lebenslang, eingenommen werden.
Bei einer Form des Syndroms, das mit chronischen Schlafstörungen einhergeht die den Alltag belasten, sollte auf jeden Fall eine Therapie durchgeführt werden, um die Folgen des Schlafmangels zu beheben.
Da die meisten Patienten gut auf eine medikamentöse Therapie ansprechen ist die Prognose des Restless Legs Syndrom gut. Meist ist es möglich die Schlafqualität zu verbessern, was zu einer Besserung vieler weiterer Folgen wie Tagesmüdigkeit, Vergesslichkeit und schlechter Belastbarkeit führt. Ohne Behandlung ist die Besserung des Syndroms allerdings nicht zu erwarten, im Gegenteil wird die Erkrankung mit fortschreitendem Alter eher stärker.
Leider gibt es noch keine ursächliche Behandlung der idiopathischen Form des Restless Legs Syndroms. So ist immer eine langfristige Behandlung notwendig.
Das Restless Legs Syndrom ist eine der häufigsten Ursachen für Schlafstörungen, etwa 20 Prozent werden dadurch verursacht. Deshalb lohnt es sich, bei chronischen Schlafstörungen den Rat eines Neurologen einzuholen, um nach einem Restless Legs Syndrom zu suchen. Die Behandlung des Syndroms ist meist gut durchführbar und verspricht eine wesentliche Verbesserung der Schlafqualität. Damit werden Folgen der Schlaflosigkeit vermieden.
Letzte Aktualisierung am 18.03.2022.