Der Hodenhochstand bei einem neugeborenen Jungen ist das Resultat einer Entwicklungshemmung, die bereits im Mutterleib einsetzt. Dabei vollzieht sich die Verlagerung der Hoden von ihrem Entstehungsort unterhalb der Nieren in den Hodensack nicht oder nur teilweise. Zwar geht zunächst von einem Hodenhochstand meist keine unmittelbare Gefahr aus, es drohen aber gefährliche Spätfolgen. Wird der Hodenhochstand nicht behandelt, kann es zur Unfruchtbarkeit und im schlimmsten Fall sogar zur Ausbildung eines Hodentumors kommen. Je früher der Hodenhochstand erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen, die negativen Auswirkungen zu vermeiden. Aus diesem Grund wird von ärztlicher Seite bereits unmittelbar nach der Geburt festgestellt, ob sich die Hoden in der richtigen Lage befinden. Aber auch die Eltern können ihren Beitrag dazu leisten, dass ein Hodenhochstand frühzeitig erkannt wird.
Verläuft die Entwicklung normal, lassen sich die Hoden bereits unmittelbar nach der Geburt ertasten. Besteht eine Lageanomalie eines oder beider Hoden, wird die Diagnose oft während der ersten Untersuchung des Neugeborenen gestellt. Der Hodensack wird behutsam in sitzender und liegender Position abgetastet, um festzustellen, ob sich beide Keimdrüsen an ihrem Platz befinden. Ist dies nicht der Fall, besteht ein erster Hinweis auf einen Hodenhochstand.
Befinden sich zum Zeitpunkt der Geburt die Hoden nicht im Hodensack, ist nicht immer eine medizinische Versorgung notwendig. In einigen Fällen kann es sich lediglich um eine Entwicklungsverzögerung handeln, die sich im Verlauf der nächsten Monate von selbst erledigt. Sollten nach den ersten sechs Lebensmonaten die Hoden immer noch nicht an ihrem Platz sein, ist es Zeit, mit der entsprechenden Therapie zu beginnen. Ansprechpartner sind der Kinderarzt, ein Kinderchirurg oder ein speziell ausgebildeter Kinderurologe. Bei etwa drei Prozent der neugeborenen Jungen und etwa 30 Prozent der Frühgeborenen wird ein Hodenhochstand diagnostiziert.
Bei der Tastuntersuchung kann es dazu kommen, dass durch Kälte oder andere Missempfindungen der sogenannte Cremaster-Reflex ausgelöst wird. Dabei zieht sich der Hoden in Richtung Leistenkanal zurück und eine sichere Diagnose ist nicht immer möglich. Aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, dass eine Tastuntersuchung von den Eltern in der gewohnten heimischen Umgebung durchgeführt wird. Wichtig dabei ist, dass sich der Säugling wohl fühlt, damit es zu keinem Rückzug der Hoden kommt. Wird ein möglicher Hodenhochstand vermutet oder besteht Unsicherheit, sollte mit dem Gang zum Kinderarzt nicht unnötig lange gewartet werden.
Wenn sich der Hoden oberhalb des Leistenkanals befindet, ist er nicht ohne Weiteres zu ertasten. In diesen Fällen kann eine Ultraschalluntersuchung, eine Computertomografie oder eine Laparoskopie Aufschluss geben. Bei der Laparoskopie wird die Lage des Hodens mithilfe eines Diagnoseinstruments ermittelt, das über einen kleinen Schnitt in den Bauchraum eingeführt wird.
Es kann vorkommen, dass die Hoden weder ertastet noch mit bildgebenden oder laparoskopischen Verfahren aufgespürt werden können. In diesen Fällen kann ein Bluttest Aufschluss darüber geben, ob überhaupt Hoden vorhanden sind. Dabei wird das Blut auf spezielle Stoffe und Hormone hin untersucht, die überwiegend von den Hoden produziert werden. Besonders aussagekräftig ist diesbezüglich der Testosterongehalt. Sind Hoden im Körper vorhanden, ist der Testosteronspiegel im Blut höher als bei Patienten ohne Hoden. Um die Produktion von Testosteron anzuregen, wird dem Patienten 3 bis 4 Tage vor der Blutabnahme das Hormon HCG gespritzt. Auf diese Weise kann geklärt werden, ob überhaupt Hoden angelegt wurden.
aktualisiert am 19.07.2017