Ein Hörsturz ist eine plötzliche und meist auf eine Seite beschränkte Hörminderung, die auf einer Innenohrstörung beruht. Es bestehen verschiedene Methoden zur Behandlung eines Hörsturzes.
Ein Hörsturz ist durch eine Schädigung der Zellen innerhalb der Gehörschnecke im Innenohr bedingt. Diese Sinneszellen nehmen normalerweise die Impulse der Schallwellen auf und wandeln sie in elektrische Signale um. Am Grund der Hörschnecke werden die tiefen, am Ende der Schnecke die hohen Töne aufgenommen. Die Sinneszellen können durch unterschiedliche Einwirkung beeinträchtigt werden. Meist sind Durchblutungsprobleme im Innenohr der Grund für einen Hörsturz. Ebenfalls können Elektrolyt-Störungen (Natrium und Kalium) in den Zellen, mangelnde Reizeinwirkung auf die Zellen sowie bestimmte Entzündungen (beispielsweise durch Viren) die Ursache darstellen. Die Gefahr eines Hörsturzes ist größer bei erhöhtem Cholesteringehalt des Blutes, bei Bluthochdruck und bei Rauchern. Des Weiteren stehen Hörstürze nicht selten im Zusammenhang mit Stress.
Hörstürze geschehen am häufigsten um das 50. Lebensjahr herum, sie können jedoch Menschen jeden Alters betreffen.
Bei einem Hörsturz kommt es zu einer plötzlichen Schwerhörigkeit auf meist einem Ohr. Die Schwerhörigkeit kann geringgradig sein, aber auch zur fast kompletten Taubheit des betroffenen Ohres führen. Es kann eine Unterteilung vorgenommen werden in Hochton-Innenohrschwerhörigkeit (Hochton-IOS), Mittelton-IOS, die seltene Tiefton-IOS, IOS aller Tonlagen sowie vollständige oder fast vollständige Ertaubung.
Nicht selten besteht beim Hörsturz zusätzlich ein Störgeräusch (meist ein „Piepsen“, Tinnitus) oder ein Druck auf dem Ohr. Bisweilen kann auch Schwindel auftreten.
Neben der Patientenbefragung (Anamnese) wird eine gründliche HNO-Untersuchung durchgeführt. Insbesondere sind verschiedene Hörtests zur Diagnostik erforderlich. Weiterhin ist eine Blutuntersuchung unabdingbar. Auch durch bildgebende Untersuchungsverfahren wie z. B. Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) kann jedoch weder die Ursache ausgemacht werden, noch kann eine Prognose über den Verlauf gestellt werden.
Ein Hörverlust kann auch durch andere Erkrankungen, z. B. Tumoren (beispielsweise Akustikusneurinom), Infektionskrankheiten, vererbte Schwerhörigkeit, durch seelische Erkrankungen, durch Arzneimittel oder auch durch Verstopfung des äußeren Gehörgangs durch Ohrenschmalz ausgelöst werden.
In mehr als der Hälfte der Fälle bessert sich das Hören nach einem Hörsturz auch ohne therapeutische Maßnahmen. Ist die Hörminderung nur gering und der Patient im Leben nicht eingeschränkt, so kann oft für einige Tage zugewartet werden. Liegt jedoch eine stärkere Hörbeeinträchtigung vor, besteht eine Vorschädigung oder zeigen sich weitere Symptome wie Tinnitus oder Schwindel, so sollte mit der Therapie des Hörsturzes so früh wie möglich begonnen werden, da die Prognose nicht abgeschätzt werden kann.
Eine ursächliche Therapie kann aufgrund des Umstandes, dass viele Gründe des Hörsturzes vorliegen können, oft nicht durchgeführt werden. Aus langfristigen Beobachtungen heraus gibt es dennoch relativ wirksame Behandlungsmethoden. Die Wahl des geeigneten Verfahrens wird durch die Stärke der Hörschäden, den Allgemeinzustand und auch durch den Wunsch des Patienten bestimmt. Je nach Schweregrad wird auch entschieden, ob die Behandlung ambulant oder stationär erfolgt.
Prinzipiell bei allen Hörstürzen kann eine so genannte Basistherapie mit kreislaufstabilisierenden Medikamenten vorgenommen werden. Dabei kann beispielsweise der Blutdruck normalisiert werden oder ein eventueller Flüssigkeitsmangel ausgeglichen werden.
Vorteilhaft als Behandlung wirkt sich bei einem Hörsturz auch eine Verbesserung des Fließens des Blutes aus. Dies kann mittels Blutverdünnung, beispielsweise mit Kochsalz-Wasser-Lösung, durch Verringerung der Blutzähigkeit, beispielsweise durch die Gabe von HAES (Hydroxyäthylstärke) oder Pentoxifyllin), oder durch Herabsetzung der Blutgerinnung geschehen.
Auch durch eine Cortisongabe werden die Verhältnisse des Stoffwechsels im Innenohr verbessert, da die Wassereinlagerung zurückgeht (antiödematöse Therapie).
Durch die so genannte ionotrope Therapie kann die Weitergabe der aufgenommenen Sinnesreize von den Hörzellen auf das Gehirn verbessert werden. Dabei werden die Kanälchen an der Außenseite der Zellen beeinflusst, die dem Transport von Elektrolyten aus der Zelle heraus oder in die Zelle hinein dienen. Gegeben werden Medikamente, die ansonsten eine örtliche Betäubung bewirken (Lokalanästhetika), beispielsweise Lidocain oder Procain.
In wenigen Fällen ist ein zu hoher Druck im Innenohr die Ursache für einen Hörsturz. Dann kann eine Senkung dieses Druckes (z. B. durch Osmotherapie oder Glycerol-Bolus-Behandlung) zu einer Erholung des Hörvermögens führen.
Eine Operation ist bei einem Hörsturz nicht angezeigt.
Je nach den verwendeten Medikamenten und Wirkstoffen können sich unterschiedliche Nebenwirkungen ergeben. Bei allen Therapieformen sind allergische Reaktionen mit zum Teil schwerwiegenden Auswirkungen möglich. Durch den Einstich bei der Gabe von Spritzen oder Infusionen können sich in manchen Fällen Probleme ergeben, beispielsweise Venenreizungen, Gewebeschäden oder Infektionen. Abhängig von den gegebenen Arzneimitteln kann es unter anderem zu Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Leistungsabfall sowie seltener schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Herz-Kreislauf-Problemen, Leber- oder Nierenschäden kommen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Prognose eines Hörsturzes ist umso besser, je eher das Krankheitsbild festgestellt und behandelt wird. Oftmals kommt es auch ohne eine Therapie zu einer deutlichen Besserung der Symptomatik, aber die Aussichten sind unter entsprechenden Maßnahmen günstiger.
Wichtig vor der Behandlung ist vor allem die rechtzeitige Vorstellung bei einem Arzt, damit eine eventuell erforderliche Therapie eingeleitet werden kann.
Im Laufe der Hörsturz-Behandlung sollte der Patient sich weder körperlichem noch seelischem Stress aussetzen. Ebenfalls sollte auf Rauchen und stärkeren Alkoholkonsum verzichtet werden.
Sollten Besonderheiten auffallen, die auf Komplikationen hindeuten, so sollte umgehend der Arzt kontaktiert werden und bis zur ärztlichen Kontrolle keine Medikamente mehr eingenommen werden.
Letzte Aktualisierung am 16.11.2021.