Chirurgische Eingriffe im Bauchraum sind bei ungefähr zwei Prozent aller Schwangerschaften angezeigt. In jedem Fall zählen schwangere Frauen in der Chirurgie zu den Risiko- und Hochrisiko-Patienten. Dies gilt unabhängig davon, ob ein minimalinvasiver oder ein herkömmlicher größerer chirurgischer Eingriff ausgeführt wird. Vor allem die Vollnarkose stellt das operierende Ärzteteam vor eine Herausforderung.
Minimalinvasive Eingriffe, zu denen die Bauchspiegelung (Laparoskopie) gehört, werden mittlerweile bei Schwangeren vermehrt eingesetzt. Häufig wird die Laparotomie (Eröffnung der Bauchhöhle mit einem großen Schnitt) wegen des besseren Zugangs zu den Organen bevorzugt. Die Wahl der Methode ist abhängig von der Situation.
Ohne guten Grund wird kein Arzt eine Operation oder laparoskopische Untersuchung während einer Schwangerschaft vorschlagen. Sind das Leben der werdenden Mutter oder des Ungeborenen bedroht, muss er aber einschreiten.
Die häufigsten Operationen während einer Schwangerschaft sind die Entfernung eines entzündeten Blinddarms (Appendektomie) und Eingriffe an der Gallenblase. Beides lässt sich mit minimalinvasiven Methoden auch bei Schwangeren gut durchführen.
Eine Bauchspiegelung in der Schwangerschaft anstelle einer Bauchhöhlenöffnung ist in folgenden Fällen dringend angezeigt:
Erfahrene Chirurgen vermeiden eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) zugunsten einer größeren Schnittoperation (Laparotomie) beispielsweise
Jeder chirurgische Eingriff am Bauch steigert das Risiko für Früh- und Fehlgeburten. Studien ergaben dabei jedoch keine eindeutigen Unterschiede zwischen einer Bauchspiegelung (minimalinvasiv) und einer Laparotomie (Bauchschnitt). Je nach Erfahrungswerten und Ausstattung der behandelnden Klinik werden beide Methoden bei Schwangeren angewendet.
Das Risiko von Früh- oder Fehlgeburten ist bei Gallensteinen, Gallengangskoliken oder Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) erhöht und kann bei bis zu 60 Prozent liegen. Auch das Leben der werdenden Mutter kann bedroht sein, wenn kein schneller Eingriff erfolgt. Eine unbehandelte Blinddarmentzündung wird stets lebensbedrohlich.
Unvermeidliche Gefahren bei der Bauchspiegelung resultieren aus der Anhebung der Bauchdecke: Diese erfolgt mit Einleitung von Kohlendioxid (CO2) in den Bauchraum. Seltener wird sie mechanisch gehoben. Auf diese Weise erhält der Operateur Zugang und Sicht auf die Organe. Das Herz-Kreislaufsystem wird durch das CO2 stark belastet. Weitere mögliche Probleme resultieren aus der Veränderung des Säure-Base-Status und der Körperinnentemperatur der Patientin. Selbst bei mechanischer Anhebung der Bauchdecke drohen Milieu- und Temperaturveränderungen. Auch eine Druckbelastung lässt sich nicht vollständig verhindern.
Die Vollnarkose als solche bringt ebenfalls die erhöhte Gefahr einer Frühgeburt oder ein verzögertes Wachstum beim Kind mit sich. Letztere macht sich durch ein niedriges Geburtsgewicht bemerkbar. Die Art des Eingriffs hat darauf keinen Einfluss.
Bauchspiegelungen oder operative Bauchöffnungen werden bei Schwangeren aus gutem Grund nur im Notfall angeordnet: immer dann, wenn die Bedrohung durch die Erkrankung für Mutter und Kind höher liegt als ein Operationsrisiko. Die Bauchspiegelung ist der kleinere Eingriff, der im Vergleich zum Bauchschnitt weniger Narben hinterlässt. Der Bauchschnitt ermöglicht dem Chirurgen hingegen bessere Zugangsmöglichkeiten.
aktualisiert am 16.11.2023